Reiner Calmund: Ein Leben zwischen Fußball und Unterhaltung
Legenden-Talk über Kompetenz, Leidenschaft und Erfolg
Thomé: Ja, mein heutiger Gast ist ein ganz faszinierender Mensch, eine Persönlichkeit, die, glaube ich, jeder in Deutschland kennt, ob jung oder alt. Die Jüngeren, die ihn eher aus dem Unterhaltungsbusiness kennen. Er ist als integraler Bestandteil der Medienlandschaft in zahlreichen Formaten präsent. Meine Generation und aufwärts kennt ihn natürlich noch als Bundesliga-Manager, der in seinen 30 Jahren bei Bayer 04 Leverkusen den Verein geprägt hat wie wohl kein Zweiter. Er ist nicht nur Rheinländer wie ich, was ihn natürlich alleine schon wahnsinnig sympathisch macht, sondern er ist bei allem, was er so unternimmt, ob Profifußball oder Unterhaltung, überaus erfolgreich, hat auch mit 75 ein riesengroßes Energielevel, ganz viel Power. Ich freue mich sehr, dass er heute mein Gast im Studio ist. Ganz herzlich willkommen im Deep Dive Wirtschaft, Reiner Calmund.
Calmund: Ja, ich freue mich auch. Ich fühle mich hier wohl im Saarland, das muss ich ganz klar sagen. Und natürlich ganz bestimmt beim Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Du bist ja der Chef hier vom Laden, auch wenn es noch ein paar Ordensträger gibt. Du musst ja arbeiten, du musst gucken, dass die Kiste läuft und freue mich, bin auch sehr gerne gekommen.
Thomé: Ja Reiner, ich würde zu Beginn gerne mal kurz zu deinen familiären Wurzeln springen. Ich hatte jetzt die Tage noch das Erlebnis, meine kleine Tochter, die hatte mich gefragt, welche Filme denn in meiner Kindheit so auf Netflix liefen.
Da musste ich erstmal schmunzeln, ihr erklären, dass wir zu meiner Zeit noch kein Internet hatten und dass wir abends mit den Eltern diskutieren mussten, welcher Kanal auf dem analogen Fernseher denn eingeschaltet wird. Jetzt ist es ja bei dir noch ein Stück anders. Du bist in der Nachkriegszeit geboren. 1948 in Brühl bei Köln. Sicher keine leichte Zeit. Wie müssen wir uns deine Kindheit, deine Jugend so vorstellen?
Calmund: Privat auf der Straße, Räuber und Gendarm, mehr konnte man nicht. Oder Fußballspiel, da gab es nichts anderes. Ich bin in Brühl-Gruhlwerk groß geworden, kleiner auch, das war damals schon entscheidend. Nach dem verlorenen Zweiten
Weltkrieg war die Energie ganz entscheidend für unser Wirtschaftswunder, was unsere Väter, Mütter und auch Onkels, wie sie alle heißen, geschafft haben in Deutschland. Das war kein Zuckerlecken, obwohl ich mich sauwohl in Brühl-Gruhlwerk gefühlt habe. Das war ungefähr unsere Kantinenwohnung, das waren so Wohnungen, die hat man auch gesehen beim “Das Wunder von Bern”. Langgesteckt, das wurde auch so ein bisschen als Eigenheim geschildert, aber der Lokus war über den Hof. Wenn du Pech hattest, hast du Bildzeitungsüberschrift am Hintern kleben gehabt. Einmal die Woche durfte in der Waschküche gebadet werden. Ich hatte das Riesenglück, ich war ein einiges Kind. Ich kam als Dritter nach Mutter und Vater in diese wohl warme Wasserwanne rein.
Thomé: Du hattest es angesprochen, Braunkohletagebau. Das klingt jetzt nicht so, als könnte man die weiße Wäsche einfach mal so in den Garten hängen.
Calmund: Ja, wir hatten da einen großen Bagger, 200-300 Meter Bagger. Der stand, ich sage, einen Kilometer von unserem Haus weg. Also wenn du 200-300 Meter zu dem Bergwerk gegangen wärst, dann sahst du schon den riesen Bagger. Und das war für meine Mutter nicht einfach. Damals haben wir nicht nach Staub und Dreck geguckt, der flog einfach. Und auf der Wäscheleine wusste man, wenn der Wind sich schlecht gedreht hat, noch zwei, drei Mal waschen. Wir haben auch den Staub natürlich fleißig geschluckt. Ich bin jetzt 75 Jahre. Noch immer ganz gesund, der Staub hat nicht besonders geschmeckt, aber glücklicherweise auch nicht geschadet. Und das waren natürlich alles Themen, wo wir mit leben mussten. Und uns hat das gefallen: Räuber und Gendarmen, Kriegsspiele, Straße A gegen Straße B oder ebem Fußballspielen. Mehr gab es nicht. Verstehst du, das muss man einfach sagen. Es gab zu der Zeit noch den Fernseher. Ich habe in Brühl-Gruhlwerk gelebt, da gab es dann noch die Werkskantine. So eine Art Kneipe da habe ich dann das Fußball-WM-Endspiel 1954 gesehen. Wir waren ja eigentlich als Deutschland gesperrt für 1954. Wir waren 1950 nicht dabei, weil wir ja auch ganz schöne Kriegsverbrecher verbrochen hatten, die Millionen, die ums Leben gekommen sind. Da haben uns die Fußballverbände 1954 begnadigt und in diesem Turnier in der Schweiz sind wir dann als Außenseiter Weltmeister geworden, hier gegen den großen Favoriten Ungarn. Nach dem Spiel liefen wir alle auf die Straße, jeder wollte Toni Turek, Helmut Rahn, Fritz Walter sein, das war ja klar, Hans Schäfer hat auch noch nachher aus der Kölner Ecke, Horst Eckel und all diese ganzen Jecken. Aber das war auch so ein Beginn für das Wirtschaftswunder. Es wurden ja dann die ersten Grundig-Fernsehapparate, andere Firmen folgten, die Autos, da ging also die Fernsehindustrie hoch, da ging die Autoindustrie peu à peu langsam hoch und dann entwickelte sich von unseren schwierigen Umständen auch so eine Art Wirtschaftswunder. Ich habe das damals natürlich noch nicht ganz verstanden, aber klar war: Wir brauchten natürlich jede Menge Gastarbeiter, weil ja viele Männer im Krieg gefallen sind also gestorben sind, tot waren und viele auch nicht voll erwerbsfähig, also voll arbeitsfähig zurückgekommen sind mit vielen Verletzungen. Da haben wir die ersten Gastarbeiter kamen aus Bayern, aus dem bayerischen Wald. Das war auch noch gut, die brachten ihre Mehlspeisen mit oder Pfannkuchen und all diese Kaiserschmarrn, was es gab. Er hat das schon früh sehr gut geschmeckt, diese Süßigkeiten, die waren nicht teuer, waren bezahlbar und was war dann so eine richtige Gemeinschaft. Viele Bayern, bevor dann später erst Italiener, Türken, Griechen kamen, waren die Bayern in dem Braunkohlebereich bei uns die ersten Gastarbeiter.
Thomé: Also tolle Beschreibung dieser Zeit. Und zum Wirtschaftswunder kommen wir nachher nochmal zurück. Bleiben wir kurz beim Fußball, was ja viele gar nicht wissen. Du hast dich ja schon lange vor deiner Zeit bei Bayer Leverkusen sehr für den Fußball interessiert. Warst auch in verschiedenen Positionen tätig, als Spieler, Trainer, auch Sportjournalist habe ich gehört. Wie hatte ich da eigentlich das Fußballvirus infiziert? Kam das aus dem Elternhaus?
Calmund:Ja, ich muss so sagen, mein Vater ist ja dann in der Fremdenlegion, als ich sechs Jahre alt war, gefallen. Und der Stiefvater von mir, Josef Schäfer, auch gerade die beiden Eltern von ihm, ich fühlte mich dann sehr wohl, sehr gut behütet. Und der Josef Schäfer war zu dieser Zeit noch Mittelstürmer von der “Viktoria”.Die spielten dann so Bezirksklasse, später auch mal Landesliga, er war Torschützenkönig. Und für uns war klar, jedes Spiel wird geguckt. Und als wir dann das erste Auto hatten, ich war noch ein ganz junger Kerl, und da holten die mich ab, mein Stiefvater mit Oma, Opa, meine leibliche Mutter in Iversheim, immer nachmittags so eine Tour. Und so fuhren wir natürlich auch jeden Sonntag entweder nach Gruhlwerk zum Spiel oder zum Auswärtsspiel. Wir sind ja dann ziemlich früh nach Frechen umgezogen, weil da wieder neue Abbaugebiete waren. Für mich war das damals so mit sechs, sieben Jahren, muss ich ganz ehrlich sagen, als wenn ich in einen anderen Erdteil gefahren wäre. Das war ja gerade mal 10, 12 Kilometer, aber wieder neues Leben, neue Welt in Frechen, da gab es dann Rhein-Braunkohle und durch diese ganze Geschichte wurde ich natürlich auch zum absoluten Fußballbekloppten. Ich würde sagen, der Hauptgrund war mein Stiefvater, Josef Schäfer und mein Opa, der Adi. Und in der C-Jugend habe ich mein erstes Spiel für “Frechen 20” gemacht. Ich habe da mit 18 Jahren, ich war so sagen wir mal mit 16, 17 Jahren schon nicht der beste Spieler bei uns, aber so auch der Führungsspieler, der wusste, wie ich spiele mit Taktik und habe mitorganisiert, also so ein bisschen Manager-Spieler, sage ich, das ist jetzt überzogen. So ein bisschen mit dem Ganzen schon mit organisiert. Und hatte dann, das hört sich jetzt saublöd an, das große Glück, dass ich mit 18, 19 Jahren eine große Sportverletzung mit so Knochenabriss im Sprunggelenk hatte. Zunächst war ich noch stolz, ich hatte meine neue Freundin. Und der ihr Vater war Präsident von Franken Borussia Lövenich. das ist hier Ausfahrt hier die Autobahn Köln-West. Und dann kam der mit meiner Freundin zum Spiel und ich spielte zum ersten Mal in der ersten Mannschaft bei Frechen 20. Und ich kam hervor, als wenn es ein Weltmeisterschaftsfinale wäre. Und nicht nur die Freundin, sondern auch der Schwiegervater als Präsident.
Thomé: Ich wollte gerade sagen, das ist ja dann schon eine ganz interessante Konstellation, noch mit der Tochter des Präsidenten zusammen zu sein.
Calmund: Und dann weiter hatte ich Glück im Unglück. Ich habe dann sehr früh eine große Fußverletzung hatte, also wieder Knochenabriss im Sprunggelenk. Das war damals nicht so richtig reparierbar. Ich habe dann versucht, in dem Verein von ihm,
Franken Borussia Lövenich, die waren so auf dem Sprung, Bezirksklasse-Aufstieg, ich wurde 18, 19 Jahre. Im Training ging es ganz gut, ich habe gut gespielt, hatte gute Übersicht, wusste, was ich machen sollte. Aber im Pflichtspiel ging es dann richtig zur Sache. Ich kam dann nicht mehr richtig auf die Beine, um richtig gut aktiv zu spielen. Dann hat mein, unter anderem mein Schwiegervater damals gesagt: “Mach doch die Jugend”. Und ich betreute eine Jugendmannschaft und wurde mit Franken Borussia Loewenich, mit der C-Jugend auf Anhieb Kreispokalsieger. Der größte Rivale war so vier, fünf Kilometer neben uns, das war der Ort Königsdorf. Der Verein hieß Blau-Weiß Königsdorf. Dort war der Trainer Kurt Brumme, der Chef vom WDR-Sport, eine Legende für den ganzen Fußball. So hat der Trainer, als alter, erfahrener, großer Fußballmann mich gekannt und damit war ich dann plötzlich ein bisschen anders im Geschäft. Da ich früher bei Frechen 20 gespielt habe, dann haben die gesagt, der wird doch Kreispokalsieger, sie haben mich zurückgeholt, dann habe ich Frechen 20 gemacht. Mit Frechen 20 werde ich dann in der B-Jugend dann Mittelmeister. Endspiel gegen 1. FC Köln gewonnen. Da war ich so ein bisschen im Gespräch. Und so wurde ich Auswahltrainer und jetzt kommt mein Glücksfall. Ich stehe dann in der Sportschule Mittelrhein am Platz. Und da kommt Willibert Krämer, der schon ein paar Bundesliga-Vereine trainiert hat, der auch sehr erfolgreich im Jugendfußball war, und sagt: Könntest du dir vorstellen, bei uns, bei Bayer Leverkusen, zweiter Vorsitzender der Fußballabteilung zu werden und gleichzeitig für unser Scouting, Jugend, Nachwuchs zuständig sein?” Ja, denke ich, Bayer Leverkusen, großer Klub, kommt nicht richtig aus den Füßen, da hab ich einen Termin gemacht. Und die haben mir gesagt, Mensch Calli, wir würden dich gerne nehmen, du kannst ja anfangen bei uns als Betriebswirt, und zwar Personalabteilung Ausland oder Koordination weltweit, so Lohnkostenvergleiche, da kriegst du einen Gehalt von 2500 DM, das war damals ein Wahnsinnsgehalt. Und das Schönste ist, du brauchst nur bis mittags ein Uhr zu arbeiten und dann machst du deinen Job bei Bayer Leverkusen Fußball: Spielersichten und so weiter und so fort. Die Zielsetzung war auch einfach, Klassenerhalt. Bayer Leverkusen war ein Verein, der bis zu dieser Zeit immer auf der Talfahrt war, zwischen zweiter und dritter Linie, die hatten mal eine Relegation, war aber immer dritter, zweiter, dritter, zweiter… Und die Hoffnung war, erstmal zu ersuchen, in der zweiten Liga zu bleiben. Wir haben ein paar junge Spieler geholt, auch große Verdienste von Willibert Krämer. Und wir sind drin geblieben. Und nicht nur drin geblieben, wir sind aufgestiegen in der Bundesliga. Und seitdem, seitdem nie abgestiegen.
Thomé: Jetzt muss ich das gerade mal so ein bisschen auch zeitlich einordnen. Du bist 1976 bei Bayer eingestiegen und aufgestiegen war dann die Saison 78, 79.
Calmund: Du musst ja immer so sein, 48 bin ich geboren, 58, 68, da war ich 20, dann war ich mit meiner Lehre zu Ende, da kam das Studium und da war ich noch Mitte 20, Ende 20, also wo ich schon als Auswahltrainer gewann, Kreisgeschäftsführer, all die Themen hatte ich schon zu einem Zeitraum gemacht, wo ich Mitte 20 war. Ich hatte auch das große Glück in meiner Laufbahn später von meinen allen drei Lieblingsklubs ein Angebot zu bekommen. Ich hatte drei Lieblingsklubs und alle drei Vereine haben mich versucht zu verpflichten, auch gute Verträge angeboten. Im Endeffekt war ich dann froh, dass ich geblieben war. Also, FC war bei uns natürlich immer ein Thema. Und da musste ich da abends auch mal drei Flaschen Wein trinken, um mir da den Kummer von meinem eigenen “Nein” wegtrinken. Es ist heute bei noch bei uns, meine Kinder sind noch alle FC-Fans, meine Enkelkinder sind alle Bayer 04-Fans. Also, wenn bei uns ein Derby Köln ansteht, dann brennt die Luft. 1990 wäre ich dann beinahe zu Schalke 04. Schalke war immer ein Lieblingsverein von mir, weil das der Verein vom Ruhrgebiet war, der Arbeiter, der Kohlenleute. Und das wurde dann noch der Lieblingsverein von meinem Stiefvater. Das wurde dann alles ja mit vererbt.
Thomé: Reiner, du hast Leverkusen, glaube ich, geprägt wie kein Zweiter und das über Jahrzehnte. Das, was ich so über dein Arbeitspensum höre, was man so auch nachlesen kann, das ist absolut beeindruckend. Du hattest eben kurz “Jürgen von Einem” erwähnt, damals auch Sportchef der Bayer AG. Da habe ich in seinem Buch ein sehr eindrucksvolles Zitat gelesen. Das finde ich so klasse, eine Beschreibung von dir. Das würde ich gerne mal kurz wiedergeben. Und zwar sagte “Jürgen von Einem” über dich: “Sein von der Natur vorgegebenes Antriebsaggregat war für hohe Drehzahlen aufgelegt. Er konnte sich unentwegt im roten Bereich bewegen. Hektik, Chaos brauchte er wie das tägliche Brot. Stressfreie Tage konnte er überhaupt nicht ausstehen. Wenn da irgendwo Ruhe am Berg herrschte, trat er selbst die Schneebretter los, die dann donnernd zu Tal stürzen und dann auch seine engsten Mitarbeiter zum Teil begruben und alle hatten Mühe, sich zu befreien.” Findest du dich da wieder in diesen Beschreibungen?
Calmund: Dass es bei mir sicherlich auch viele Überstunden gab, das lag an der Natur der Sache. Alle, die bei uns drumherum waren, die wussten, bei uns muss malocht werden. Und es gibt zum Beispiel, ich mache jetzt einen weiten Sprung, nach meinem letzten Spiel, nachdem wir fast abgestiegen sind, geschah etwas. In dem Jahr sind wir danach sofort wieder in den UEFA Cup gekommen, haben das letzte Spiel zu Hause gegen Stuttgart gewonnen, haben in Bremen beim deutschen Meister gewonnen und waren damit plötzlich statt Klassenerhalt wieder in der Champions League. Ich hatte so ein Problem, wie das dann in einem Konzern und einem Großunternehmen gibt, dass wir natürlich personal ausgerichtet waren auf Champions League, jede Woche, englische Wochen. Und in dem damals auslaufenden Jahr, wo wir dann noch in die Champions League kamen, waren ja nicht mehr die internationalen Spiele. Und dann hast du auch immer Leute auf der Matte stehen, die sagen: “wir müssen kündigen, kündigen, kündigen.” Und ich habe gesagt, ich werde jetzt keinem Einzigen kündigen. Das sind alles Leute, die in den letzten Jahren, wo wir regelmäßig oben gespielt haben, Stunden über Stunden geklopft haben, nie auf eine Mark, nie auf eine Minute. Und die werden wir jetzt nicht bei einem Jahr Durchtstrecke, werde ich die nicht verabschieden. Die sind nicht schuld. Die haben keine Torchancen versiebt. Die waren kein Tor schuld … und jetzt kam die Erleichterung. Jetzt waren wir plötzlich wieder in der Champions League. Die Arbeitsplatzdiskussion war beendet.
Ich bin also auf der Feier im Clubhaus, 10 Uhr, kommt mich der Techniker abholen. Ich wusste von nichts, zack, “Schalte” ins Aktuelle Sportstudio vom ZDF, war ja eine angenehme Schalte. Zack, wir sind wieder da. Nun so ja direkt wieder in der Champions League, letzte Saison mit Hängen und Würgem drin geblieben. Jetzt sind wir fast mit dem gleichen Spielermaterialien, wieder in der Champions League. Sendung ist aus, ich will weg. Und dann sagt der Produktionschef, Herr Calmund, können Sie noch mal bleiben? Wir müssen noch mal ganz kurz schalten. Ich sagte, das kann doch nicht sein, dass die jetzt schon wieder mich da hinschalten, ich habe hier Gäste und so weiter.
Nein, warten Sie bitte nur, das sind zwei Minuten. Da ging voll das Strahlerlicht an und -da lann ich jetzt noch fast heulen, jetzt noch-: es waren alle Mitarbeiter da und dann aus Dankbarkeit haben sie mir so ein Lied gesungen und getanzt. Zur Erlösung, unsere Arbeitsplätze sind gesichert und dem bekloppten wollen wir doch danken. Ich wusste nicht, dass das passieren wird. Und das war auch mein Anlass, als ich mit meiner Frau nach Hause fuhr, da habe ich gesagt, der Job wird mir zu anstrengend. Das war mein letzter Tag.
Thomé: Das würde mich am meisten interessieren, weil du hast fast 30 Jahre bei Bayer Vollgas gegeben. Wahnsinns-Einsatz, Leidenschaft. 2004 nochmal zur zeitlichen Einordnung hast du dann das Kapitel Bundesliga-Manager beendet. Das ist ja für einen Manager im Grunde ein zartes Alter von 55 Jahren. Da gibt es doch bestimmt viele Anfragen. Warum hast du nie mehr in der Bundesliga gespielt?
Calmund: Ja, das war eine ganz andere Frage. Das ist ein Zufall. Das kommt einfach ein Zufall, ich erkläre dir den. Also die Emotion kam eindeutig durch den Tanz, durch den Dankbarkeitstanz dieser Mitarbeiter im Mittelkreis. Abends, dunkel, Licht angestrahlt, volle Beschallung. Ich fühlte mich da schon sehr, sehr geehrt. Für auch bittere Stunden in dem Jahr. Und jetzt, glaub es oder nicht, das ist Fakt. Ich fliege mit meiner Frau von den USA zurück nach Düsseldorf. Wir landen, setzen uns ins Auto. Von Düsseldorf, 50 Kilometer bis nach Odental, Bergisches Land, zu mir nach Hause. Das Auto fährt ab. Nach fünf oder zehn Minuten Telefon von Tom Sänger, RTL, der Unterhaltungschef. “Calli, kannst du dir vorstellen, bei uns den “Big Boss” zu machen? Das war also jetzt die Parallelsendung zu Donald Trump: “The Apprentice” natürlich nicht, mit den Rechten, mit den Möglichkeiten, mit den Werbungen, also eine kleinere Nummer.
Thomé: Ich persönlich finde es überaus beeindruckend, dass du bei allem, was du angepackt hast, sehr erfolgreich warst. In der Fußballwelt als Manager, einer, der auch Strippen zieht und genauso in vielen, vielen Jahren jetzt schon in der Unterhaltungswelt, wo du zahlreiche Fans Land auf, Land ab hast. Was würdest du sagen, was sind deine entscheidenden Eigenschaften, die dich so erfolgreich machen?
Calmund: Also ich sage das auch in Vorträgen immer: “Kompetenz und Leidenschaft sind die Grundform zum Erfolg”. Dazu musst du ein bisschen Glück haben und wenn du in gewissen Positionen bist, musst du auch gute Mitarbeiter oder gute Spieler machen. One-Man-Shows gibt es nicht. Das kann nur der Zauberer.
Thomé: Aber jetzt würde ich mich wirklich mal an einer Analogie versuchen, weil wir ja auch eben so ein bisschen Thema Überstunden, Thema “Jürgen von Einem” mal gehört haben, wie du malocht hast immer. Im Fußball waren es ja gerade oft die typischen deutschen Tugenden, die uns weitergebracht haben. Disziplin, Fleiß, auch in jedem Training. Der Biss unbedingter Wille, sicher neben Talent, spielerischer Raffinesse, ein ganz wichtiges Rüstzeug für große Erfolge. Jetzt mal ein kurzer Schwenk in die Wirtschaft. Wir stehen gerade nicht besonders gut da, fassen konjunkturell auch kaum Tritt, stehen vor der zweiten Rezession in Folge, diskutieren aber viel über noch mehr Homeoffice, über vier Tage Woche bei vollem Lohnausgleich, über immer höhere Sozialleistungen und auch neue Parteien. Was würdest du sagen, welche Tugenden brauchen wir dann jetzt eigentlich, um wirtschaftlich auch wieder eine Kehrtwende einzuleiten?
Calmund: Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man sich hier wieder auf das Wesentliche konzentriert. Wir sehen ja hier auch Saarland, wenn man hier so guckt, Autoindustrie, die haben auch früher, sagen wir mal für 20 oder 25 Jahre war ich noch nicht hier, aber sehr speziell die Autoindustrie konzentriert. Wenn man sieht, nach Ford kam dann ZF, Bosch und ich könnte jetzt viel mehr Autozulieferer firmen. Wir müssen auf diese Dinge setzen, klare Linien haben, nicht zu viel Bla Bla. Das ist mir sehr, sehr wichtig, glaube ich. Und ich glaube jetzt durch den Zuschlag von Saarstahl, die 2 Milliarden Subventionen, wir müssen auch gucken, wir haben zu wenig Energie für eine gute Wirtschaft. Wir haben eben bei meinem Anfang schon über Energie gesprochen. Da war es die Kohle. Und jetzt haben wir Kohlestopp, Atomstopp. Wo soll die herkommen? Soll es zum Fahrradfahrer, der Energie anstrampelt oder vom Dynamo? Also was da zum Teil von Politikern erzählt wird, ich bin jetzt kein großer Politiker, aber was ich weiß, in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, da macht mir keiner was vor. Und wenn ich mit da mit welchen spreche, dann merke ich, die können nicht mal das kleine “Einmaleins” und entscheiden solche Dinge bei uns. Da kriege ich Schwindel. Und wenn ich später ins Saarland komme, was mir auch gut gefällt: Ich bin mit meiner Frau weit über 20 Jahre verheiratet und seit 25, 30 Jahren zusammen. Und wir haben uns damals auch entschieden. Ich bin Kölner Idol. Ein Kölner Bekloppter. Landkreis. Und dann haben wir ein Kind adoptiert. Meine Frau wollte ein Kind. Wir hatten Fehlgeburt, Fehlgeburt. Und dann haben wir ein Kind adoptiert. Mit viel Glück. Ein thailändisches Kind. Dann habe ich meiner Frau gesagt, du triffst die letzte Entscheidung. Das ist die menschliche Entscheidung. Menschlich, Schule, Bildung, alles das. Sagte ja, ich war mal im Saarland. Das ist eigentlich ganz schön. Schön, bin ich hierher gekommen. Jetzt ist ja natürlich volkswirtschaftlich, betriebswirtschaftlich, das Saarland nicht Nordrhein-Westfalen, das ist auch mir auch klar. Aber uns hat das dann überzeugt. Auch gerade das spezielle Angebot für meine Tochter. Da muss man sagen, das sind die Weltklasse. Dass man Kinder mit gewissen Hindernissen oder Nachteilen, ob das jetzt auch in der Frage sprachlich ist, gesundheitlich, all diesen Themen, was die da hier für Programme aufgelegt haben, bin ich denen dankbar bis an mein Lebensende.
Da kann ich nur sagen, Saarland, absolute Champions League. Und da sind Menschen für zuständig, da sind Konzepte und Menschen für zuständig und erwarte, dass man in der Frage, wie jetzt Autoindustrie weitergeht, da kein BlaBla macht und da müssen wir wieder zu klaren Positionen kommen, nicht wie komme ich in den Landtag. Wie kann ich hier Plätze kriegen? Wie kann ich auch noch rein? Nein, wir müssen auf die zwei großen Parteien, wenn dann noch ein, zwei kleine da sind, ist das auch in Ordnung. Aber das ist hier gut und das steht für Qualität, das steht auch für Erfolg. Und wir haben jetzt, wie gesagt, die Sonne scheint noch nicht, aber wir müssen gucken, wie kriegen wir das Energieproblem hin. Nicht über Zersplitterung in kleineren Unternehmen. Ich finde das gut, dass ein oder zwei kleine Unternehmen, die ist auch gut. Wir müssen auch mittlere und jetzt größere Unternehmen haben, die sagen, wo der Dampf abgeht.
Thomé: Das ist klare Kante und das sind, glaube ich, gute Appelle für auch die Politik. Reiner, wenn ich dich schon mal zu Gast habe, dann muss ich natürlich eines einfach ansprechen. Die aktuelle Situation in der Liga. Du hast zwar alles erreicht in deinem Leben. Die Bilanz mit Bayer Leverkusen liest sich beeindruckend. Aber eines ist noch unerfüllt. Bayer Leverkusen hat bislang noch nie die Bundesligameisterschaft gewonnen. Aber das könnte jetzt dieses Jahr passieren. Zum Zeitpunkt unseres
Gesprächs liegt die Mannschaft in der Liga deutlich vorne. Frage zum Abschluss. Planst du schon die Meisterfeier?
Calmund: Da bin ich viel zu aber, glaube ich, für euch. Ich verurteile nämlich alle, die von Vizekusen sprechen. Das spielt sich gar nicht nur auf Leverkusen an. Das ist mir einfach zu primitiv, wenn ich sage, der zweite oder dritte oder vierte von 18 Titeln sind die Vize. Vize ist ein Erfolg. Ich wäre jetzt enttäuscht darüber, weil ich auch mal gerne Meister oder Erster in der Bundesliga wäre.
Thomé: Frage zum Abschluss, kurze Antwort. Wie wirst du denn dann den 18. Mai verbringen? Letzter Spieltag, Leverkusen empfängt zu Hause Augsburg.
Calmund:Mein Wunsch wäre, dass wir dann schon Meister wären. Und ich war jetzt zehn Jahre, war meine Frau nicht im Stadion. Aber zu diesem Spiel habe ich schon frühzeitig drei Karten bestellt. Dann gehen wir das erste Mal mit meiner Frau und meiner Tochter ins Stadion. Ich hoffe zum Feiern und wenn nicht, sind die beiden da, um mich zu trösten.
Calmund: Ja, ich freue mich auch. Ich fühle mich hier wohl im Saarland, das muss ich ganz klar sagen. Und natürlich ganz bestimmt beim Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Du bist ja der Chef hier vom Laden, auch wenn es noch ein paar Ordensträger gibt. Du musst ja arbeiten, du musst gucken, dass die Kiste läuft und freue mich, bin auch sehr gerne gekommen.
Thomé: Ja Reiner, ich würde zu Beginn gerne mal kurz zu deinen familiären Wurzeln springen. Ich hatte jetzt die Tage noch das Erlebnis, meine kleine Tochter, die hatte mich gefragt, welche Filme denn in meiner Kindheit so auf Netflix liefen.
Da musste ich erstmal schmunzeln, ihr erklären, dass wir zu meiner Zeit noch kein Internet hatten und dass wir abends mit den Eltern diskutieren mussten, welcher Kanal auf dem analogen Fernseher denn eingeschaltet wird. Jetzt ist es ja bei dir noch ein Stück anders. Du bist in der Nachkriegszeit geboren. 1948 in Brühl bei Köln. Sicher keine leichte Zeit. Wie müssen wir uns deine Kindheit, deine Jugend so vorstellen?
Calmund: Privat auf der Straße, Räuber und Gendarm, mehr konnte man nicht. Oder Fußballspiel, da gab es nichts anderes. Ich bin in Brühl-Gruhlwerk groß geworden, kleiner auch, das war damals schon entscheidend. Nach dem verlorenen Zweiten
Weltkrieg war die Energie ganz entscheidend für unser Wirtschaftswunder, was unsere Väter, Mütter und auch Onkels, wie sie alle heißen, geschafft haben in Deutschland. Das war kein Zuckerlecken, obwohl ich mich sauwohl in Brühl-Gruhlwerk gefühlt habe. Das war ungefähr unsere Kantinenwohnung, das waren so Wohnungen, die hat man auch gesehen beim “Das Wunder von Bern”. Langgesteckt, das wurde auch so ein bisschen als Eigenheim geschildert, aber der Lokus war über den Hof. Wenn du Pech hattest, hast du Bildzeitungsüberschrift am Hintern kleben gehabt. Einmal die Woche durfte in der Waschküche gebadet werden. Ich hatte das Riesenglück, ich war ein einiges Kind. Ich kam als Dritter nach Mutter und Vater in diese wohl warme Wasserwanne rein.
Thomé: Du hattest es angesprochen, Braunkohletagebau. Das klingt jetzt nicht so, als könnte man die weiße Wäsche einfach mal so in den Garten hängen.
Calmund: Ja, wir hatten da einen großen Bagger, 200-300 Meter Bagger. Der stand, ich sage, einen Kilometer von unserem Haus weg. Also wenn du 200-300 Meter zu dem Bergwerk gegangen wärst, dann sahst du schon den riesen Bagger. Und das war für meine Mutter nicht einfach. Damals haben wir nicht nach Staub und Dreck geguckt, der flog einfach. Und auf der Wäscheleine wusste man, wenn der Wind sich schlecht gedreht hat, noch zwei, drei Mal waschen. Wir haben auch den Staub natürlich fleißig geschluckt. Ich bin jetzt 75 Jahre. Noch immer ganz gesund, der Staub hat nicht besonders geschmeckt, aber glücklicherweise auch nicht geschadet. Und das waren natürlich alles Themen, wo wir mit leben mussten. Und uns hat das gefallen: Räuber und Gendarmen, Kriegsspiele, Straße A gegen Straße B oder ebem Fußballspielen. Mehr gab es nicht. Verstehst du, das muss man einfach sagen. Es gab zu der Zeit noch den Fernseher. Ich habe in Brühl-Gruhlwerk gelebt, da gab es dann noch die Werkskantine. So eine Art Kneipe da habe ich dann das Fußball-WM-Endspiel 1954 gesehen. Wir waren ja eigentlich als Deutschland gesperrt für 1954. Wir waren 1950 nicht dabei, weil wir ja auch ganz schöne Kriegsverbrecher verbrochen hatten, die Millionen, die ums Leben gekommen sind. Da haben uns die Fußballverbände 1954 begnadigt und in diesem Turnier in der Schweiz sind wir dann als Außenseiter Weltmeister geworden, hier gegen den großen Favoriten Ungarn. Nach dem Spiel liefen wir alle auf die Straße, jeder wollte Toni Turek, Helmut Rahn, Fritz Walter sein, das war ja klar, Hans Schäfer hat auch noch nachher aus der Kölner Ecke, Horst Eckel und all diese ganzen Jecken. Aber das war auch so ein Beginn für das Wirtschaftswunder. Es wurden ja dann die ersten Grundig-Fernsehapparate, andere Firmen folgten, die Autos, da ging also die Fernsehindustrie hoch, da ging die Autoindustrie peu à peu langsam hoch und dann entwickelte sich von unseren schwierigen Umständen auch so eine Art Wirtschaftswunder. Ich habe das damals natürlich noch nicht ganz verstanden, aber klar war: Wir brauchten natürlich jede Menge Gastarbeiter, weil ja viele Männer im Krieg gefallen sind also gestorben sind, tot waren und viele auch nicht voll erwerbsfähig, also voll arbeitsfähig zurückgekommen sind mit vielen Verletzungen. Da haben wir die ersten Gastarbeiter kamen aus Bayern, aus dem bayerischen Wald. Das war auch noch gut, die brachten ihre Mehlspeisen mit oder Pfannkuchen und all diese Kaiserschmarrn, was es gab. Er hat das schon früh sehr gut geschmeckt, diese Süßigkeiten, die waren nicht teuer, waren bezahlbar und was war dann so eine richtige Gemeinschaft. Viele Bayern, bevor dann später erst Italiener, Türken, Griechen kamen, waren die Bayern in dem Braunkohlebereich bei uns die ersten Gastarbeiter.
Thomé: Also tolle Beschreibung dieser Zeit. Und zum Wirtschaftswunder kommen wir nachher nochmal zurück. Bleiben wir kurz beim Fußball, was ja viele gar nicht wissen. Du hast dich ja schon lange vor deiner Zeit bei Bayer Leverkusen sehr für den Fußball interessiert. Warst auch in verschiedenen Positionen tätig, als Spieler, Trainer, auch Sportjournalist habe ich gehört. Wie hatte ich da eigentlich das Fußballvirus infiziert? Kam das aus dem Elternhaus?
Calmund:Ja, ich muss so sagen, mein Vater ist ja dann in der Fremdenlegion, als ich sechs Jahre alt war, gefallen. Und der Stiefvater von mir, Josef Schäfer, auch gerade die beiden Eltern von ihm, ich fühlte mich dann sehr wohl, sehr gut behütet. Und der Josef Schäfer war zu dieser Zeit noch Mittelstürmer von der “Viktoria”.Die spielten dann so Bezirksklasse, später auch mal Landesliga, er war Torschützenkönig. Und für uns war klar, jedes Spiel wird geguckt. Und als wir dann das erste Auto hatten, ich war noch ein ganz junger Kerl, und da holten die mich ab, mein Stiefvater mit Oma, Opa, meine leibliche Mutter in Iversheim, immer nachmittags so eine Tour. Und so fuhren wir natürlich auch jeden Sonntag entweder nach Gruhlwerk zum Spiel oder zum Auswärtsspiel. Wir sind ja dann ziemlich früh nach Frechen umgezogen, weil da wieder neue Abbaugebiete waren. Für mich war das damals so mit sechs, sieben Jahren, muss ich ganz ehrlich sagen, als wenn ich in einen anderen Erdteil gefahren wäre. Das war ja gerade mal 10, 12 Kilometer, aber wieder neues Leben, neue Welt in Frechen, da gab es dann Rhein-Braunkohle und durch diese ganze Geschichte wurde ich natürlich auch zum absoluten Fußballbekloppten. Ich würde sagen, der Hauptgrund war mein Stiefvater, Josef Schäfer und mein Opa, der Adi. Und in der C-Jugend habe ich mein erstes Spiel für “Frechen 20” gemacht. Ich habe da mit 18 Jahren, ich war so sagen wir mal mit 16, 17 Jahren schon nicht der beste Spieler bei uns, aber so auch der Führungsspieler, der wusste, wie ich spiele mit Taktik und habe mitorganisiert, also so ein bisschen Manager-Spieler, sage ich, das ist jetzt überzogen. So ein bisschen mit dem Ganzen schon mit organisiert. Und hatte dann, das hört sich jetzt saublöd an, das große Glück, dass ich mit 18, 19 Jahren eine große Sportverletzung mit so Knochenabriss im Sprunggelenk hatte. Zunächst war ich noch stolz, ich hatte meine neue Freundin. Und der ihr Vater war Präsident von Franken Borussia Lövenich. das ist hier Ausfahrt hier die Autobahn Köln-West. Und dann kam der mit meiner Freundin zum Spiel und ich spielte zum ersten Mal in der ersten Mannschaft bei Frechen 20. Und ich kam hervor, als wenn es ein Weltmeisterschaftsfinale wäre. Und nicht nur die Freundin, sondern auch der Schwiegervater als Präsident.
Thomé: Ich wollte gerade sagen, das ist ja dann schon eine ganz interessante Konstellation, noch mit der Tochter des Präsidenten zusammen zu sein.
Calmund: Und dann weiter hatte ich Glück im Unglück. Ich habe dann sehr früh eine große Fußverletzung hatte, also wieder Knochenabriss im Sprunggelenk. Das war damals nicht so richtig reparierbar. Ich habe dann versucht, in dem Verein von ihm,
Franken Borussia Lövenich, die waren so auf dem Sprung, Bezirksklasse-Aufstieg, ich wurde 18, 19 Jahre. Im Training ging es ganz gut, ich habe gut gespielt, hatte gute Übersicht, wusste, was ich machen sollte. Aber im Pflichtspiel ging es dann richtig zur Sache. Ich kam dann nicht mehr richtig auf die Beine, um richtig gut aktiv zu spielen. Dann hat mein, unter anderem mein Schwiegervater damals gesagt: “Mach doch die Jugend”. Und ich betreute eine Jugendmannschaft und wurde mit Franken Borussia Loewenich, mit der C-Jugend auf Anhieb Kreispokalsieger. Der größte Rivale war so vier, fünf Kilometer neben uns, das war der Ort Königsdorf. Der Verein hieß Blau-Weiß Königsdorf. Dort war der Trainer Kurt Brumme, der Chef vom WDR-Sport, eine Legende für den ganzen Fußball. So hat der Trainer, als alter, erfahrener, großer Fußballmann mich gekannt und damit war ich dann plötzlich ein bisschen anders im Geschäft. Da ich früher bei Frechen 20 gespielt habe, dann haben die gesagt, der wird doch Kreispokalsieger, sie haben mich zurückgeholt, dann habe ich Frechen 20 gemacht. Mit Frechen 20 werde ich dann in der B-Jugend dann Mittelmeister. Endspiel gegen 1. FC Köln gewonnen. Da war ich so ein bisschen im Gespräch. Und so wurde ich Auswahltrainer und jetzt kommt mein Glücksfall. Ich stehe dann in der Sportschule Mittelrhein am Platz. Und da kommt Willibert Krämer, der schon ein paar Bundesliga-Vereine trainiert hat, der auch sehr erfolgreich im Jugendfußball war, und sagt: Könntest du dir vorstellen, bei uns, bei Bayer Leverkusen, zweiter Vorsitzender der Fußballabteilung zu werden und gleichzeitig für unser Scouting, Jugend, Nachwuchs zuständig sein?” Ja, denke ich, Bayer Leverkusen, großer Klub, kommt nicht richtig aus den Füßen, da hab ich einen Termin gemacht. Und die haben mir gesagt, Mensch Calli, wir würden dich gerne nehmen, du kannst ja anfangen bei uns als Betriebswirt, und zwar Personalabteilung Ausland oder Koordination weltweit, so Lohnkostenvergleiche, da kriegst du einen Gehalt von 2500 DM, das war damals ein Wahnsinnsgehalt. Und das Schönste ist, du brauchst nur bis mittags ein Uhr zu arbeiten und dann machst du deinen Job bei Bayer Leverkusen Fußball: Spielersichten und so weiter und so fort. Die Zielsetzung war auch einfach, Klassenerhalt. Bayer Leverkusen war ein Verein, der bis zu dieser Zeit immer auf der Talfahrt war, zwischen zweiter und dritter Linie, die hatten mal eine Relegation, war aber immer dritter, zweiter, dritter, zweiter… Und die Hoffnung war, erstmal zu ersuchen, in der zweiten Liga zu bleiben. Wir haben ein paar junge Spieler geholt, auch große Verdienste von Willibert Krämer. Und wir sind drin geblieben. Und nicht nur drin geblieben, wir sind aufgestiegen in der Bundesliga. Und seitdem, seitdem nie abgestiegen.
Thomé: Jetzt muss ich das gerade mal so ein bisschen auch zeitlich einordnen. Du bist 1976 bei Bayer eingestiegen und aufgestiegen war dann die Saison 78, 79.
Calmund: Du musst ja immer so sein, 48 bin ich geboren, 58, 68, da war ich 20, dann war ich mit meiner Lehre zu Ende, da kam das Studium und da war ich noch Mitte 20, Ende 20, also wo ich schon als Auswahltrainer gewann, Kreisgeschäftsführer, all die Themen hatte ich schon zu einem Zeitraum gemacht, wo ich Mitte 20 war. Ich hatte auch das große Glück in meiner Laufbahn später von meinen allen drei Lieblingsklubs ein Angebot zu bekommen. Ich hatte drei Lieblingsklubs und alle drei Vereine haben mich versucht zu verpflichten, auch gute Verträge angeboten. Im Endeffekt war ich dann froh, dass ich geblieben war. Also, FC war bei uns natürlich immer ein Thema. Und da musste ich da abends auch mal drei Flaschen Wein trinken, um mir da den Kummer von meinem eigenen “Nein” wegtrinken. Es ist heute bei noch bei uns, meine Kinder sind noch alle FC-Fans, meine Enkelkinder sind alle Bayer 04-Fans. Also, wenn bei uns ein Derby Köln ansteht, dann brennt die Luft. 1990 wäre ich dann beinahe zu Schalke 04. Schalke war immer ein Lieblingsverein von mir, weil das der Verein vom Ruhrgebiet war, der Arbeiter, der Kohlenleute. Und das wurde dann noch der Lieblingsverein von meinem Stiefvater. Das wurde dann alles ja mit vererbt.
Thomé: Reiner, du hast Leverkusen, glaube ich, geprägt wie kein Zweiter und das über Jahrzehnte. Das, was ich so über dein Arbeitspensum höre, was man so auch nachlesen kann, das ist absolut beeindruckend. Du hattest eben kurz “Jürgen von Einem” erwähnt, damals auch Sportchef der Bayer AG. Da habe ich in seinem Buch ein sehr eindrucksvolles Zitat gelesen. Das finde ich so klasse, eine Beschreibung von dir. Das würde ich gerne mal kurz wiedergeben. Und zwar sagte “Jürgen von Einem” über dich: “Sein von der Natur vorgegebenes Antriebsaggregat war für hohe Drehzahlen aufgelegt. Er konnte sich unentwegt im roten Bereich bewegen. Hektik, Chaos brauchte er wie das tägliche Brot. Stressfreie Tage konnte er überhaupt nicht ausstehen. Wenn da irgendwo Ruhe am Berg herrschte, trat er selbst die Schneebretter los, die dann donnernd zu Tal stürzen und dann auch seine engsten Mitarbeiter zum Teil begruben und alle hatten Mühe, sich zu befreien.” Findest du dich da wieder in diesen Beschreibungen?
Calmund: Dass es bei mir sicherlich auch viele Überstunden gab, das lag an der Natur der Sache. Alle, die bei uns drumherum waren, die wussten, bei uns muss malocht werden. Und es gibt zum Beispiel, ich mache jetzt einen weiten Sprung, nach meinem letzten Spiel, nachdem wir fast abgestiegen sind, geschah etwas. In dem Jahr sind wir danach sofort wieder in den UEFA Cup gekommen, haben das letzte Spiel zu Hause gegen Stuttgart gewonnen, haben in Bremen beim deutschen Meister gewonnen und waren damit plötzlich statt Klassenerhalt wieder in der Champions League. Ich hatte so ein Problem, wie das dann in einem Konzern und einem Großunternehmen gibt, dass wir natürlich personal ausgerichtet waren auf Champions League, jede Woche, englische Wochen. Und in dem damals auslaufenden Jahr, wo wir dann noch in die Champions League kamen, waren ja nicht mehr die internationalen Spiele. Und dann hast du auch immer Leute auf der Matte stehen, die sagen: “wir müssen kündigen, kündigen, kündigen.” Und ich habe gesagt, ich werde jetzt keinem Einzigen kündigen. Das sind alles Leute, die in den letzten Jahren, wo wir regelmäßig oben gespielt haben, Stunden über Stunden geklopft haben, nie auf eine Mark, nie auf eine Minute. Und die werden wir jetzt nicht bei einem Jahr Durchtstrecke, werde ich die nicht verabschieden. Die sind nicht schuld. Die haben keine Torchancen versiebt. Die waren kein Tor schuld … und jetzt kam die Erleichterung. Jetzt waren wir plötzlich wieder in der Champions League. Die Arbeitsplatzdiskussion war beendet.
Ich bin also auf der Feier im Clubhaus, 10 Uhr, kommt mich der Techniker abholen. Ich wusste von nichts, zack, “Schalte” ins Aktuelle Sportstudio vom ZDF, war ja eine angenehme Schalte. Zack, wir sind wieder da. Nun so ja direkt wieder in der Champions League, letzte Saison mit Hängen und Würgem drin geblieben. Jetzt sind wir fast mit dem gleichen Spielermaterialien, wieder in der Champions League. Sendung ist aus, ich will weg. Und dann sagt der Produktionschef, Herr Calmund, können Sie noch mal bleiben? Wir müssen noch mal ganz kurz schalten. Ich sagte, das kann doch nicht sein, dass die jetzt schon wieder mich da hinschalten, ich habe hier Gäste und so weiter.
Nein, warten Sie bitte nur, das sind zwei Minuten. Da ging voll das Strahlerlicht an und -da lann ich jetzt noch fast heulen, jetzt noch-: es waren alle Mitarbeiter da und dann aus Dankbarkeit haben sie mir so ein Lied gesungen und getanzt. Zur Erlösung, unsere Arbeitsplätze sind gesichert und dem bekloppten wollen wir doch danken. Ich wusste nicht, dass das passieren wird. Und das war auch mein Anlass, als ich mit meiner Frau nach Hause fuhr, da habe ich gesagt, der Job wird mir zu anstrengend. Das war mein letzter Tag.
Thomé: Das würde mich am meisten interessieren, weil du hast fast 30 Jahre bei Bayer Vollgas gegeben. Wahnsinns-Einsatz, Leidenschaft. 2004 nochmal zur zeitlichen Einordnung hast du dann das Kapitel Bundesliga-Manager beendet. Das ist ja für einen Manager im Grunde ein zartes Alter von 55 Jahren. Da gibt es doch bestimmt viele Anfragen. Warum hast du nie mehr in der Bundesliga gespielt?
Calmund: Ja, das war eine ganz andere Frage. Das ist ein Zufall. Das kommt einfach ein Zufall, ich erkläre dir den. Also die Emotion kam eindeutig durch den Tanz, durch den Dankbarkeitstanz dieser Mitarbeiter im Mittelkreis. Abends, dunkel, Licht angestrahlt, volle Beschallung. Ich fühlte mich da schon sehr, sehr geehrt. Für auch bittere Stunden in dem Jahr. Und jetzt, glaub es oder nicht, das ist Fakt. Ich fliege mit meiner Frau von den USA zurück nach Düsseldorf. Wir landen, setzen uns ins Auto. Von Düsseldorf, 50 Kilometer bis nach Odental, Bergisches Land, zu mir nach Hause. Das Auto fährt ab. Nach fünf oder zehn Minuten Telefon von Tom Sänger, RTL, der Unterhaltungschef. “Calli, kannst du dir vorstellen, bei uns den “Big Boss” zu machen? Das war also jetzt die Parallelsendung zu Donald Trump: “The Apprentice” natürlich nicht, mit den Rechten, mit den Möglichkeiten, mit den Werbungen, also eine kleinere Nummer.
Thomé: Ich persönlich finde es überaus beeindruckend, dass du bei allem, was du angepackt hast, sehr erfolgreich warst. In der Fußballwelt als Manager, einer, der auch Strippen zieht und genauso in vielen, vielen Jahren jetzt schon in der Unterhaltungswelt, wo du zahlreiche Fans Land auf, Land ab hast. Was würdest du sagen, was sind deine entscheidenden Eigenschaften, die dich so erfolgreich machen?
Calmund: Also ich sage das auch in Vorträgen immer: “Kompetenz und Leidenschaft sind die Grundform zum Erfolg”. Dazu musst du ein bisschen Glück haben und wenn du in gewissen Positionen bist, musst du auch gute Mitarbeiter oder gute Spieler machen. One-Man-Shows gibt es nicht. Das kann nur der Zauberer.
Thomé: Aber jetzt würde ich mich wirklich mal an einer Analogie versuchen, weil wir ja auch eben so ein bisschen Thema Überstunden, Thema “Jürgen von Einem” mal gehört haben, wie du malocht hast immer. Im Fußball waren es ja gerade oft die typischen deutschen Tugenden, die uns weitergebracht haben. Disziplin, Fleiß, auch in jedem Training. Der Biss unbedingter Wille, sicher neben Talent, spielerischer Raffinesse, ein ganz wichtiges Rüstzeug für große Erfolge. Jetzt mal ein kurzer Schwenk in die Wirtschaft. Wir stehen gerade nicht besonders gut da, fassen konjunkturell auch kaum Tritt, stehen vor der zweiten Rezession in Folge, diskutieren aber viel über noch mehr Homeoffice, über vier Tage Woche bei vollem Lohnausgleich, über immer höhere Sozialleistungen und auch neue Parteien. Was würdest du sagen, welche Tugenden brauchen wir dann jetzt eigentlich, um wirtschaftlich auch wieder eine Kehrtwende einzuleiten?
Calmund: Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man sich hier wieder auf das Wesentliche konzentriert. Wir sehen ja hier auch Saarland, wenn man hier so guckt, Autoindustrie, die haben auch früher, sagen wir mal für 20 oder 25 Jahre war ich noch nicht hier, aber sehr speziell die Autoindustrie konzentriert. Wenn man sieht, nach Ford kam dann ZF, Bosch und ich könnte jetzt viel mehr Autozulieferer firmen. Wir müssen auf diese Dinge setzen, klare Linien haben, nicht zu viel Bla Bla. Das ist mir sehr, sehr wichtig, glaube ich. Und ich glaube jetzt durch den Zuschlag von Saarstahl, die 2 Milliarden Subventionen, wir müssen auch gucken, wir haben zu wenig Energie für eine gute Wirtschaft. Wir haben eben bei meinem Anfang schon über Energie gesprochen. Da war es die Kohle. Und jetzt haben wir Kohlestopp, Atomstopp. Wo soll die herkommen? Soll es zum Fahrradfahrer, der Energie anstrampelt oder vom Dynamo? Also was da zum Teil von Politikern erzählt wird, ich bin jetzt kein großer Politiker, aber was ich weiß, in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, da macht mir keiner was vor. Und wenn ich mit da mit welchen spreche, dann merke ich, die können nicht mal das kleine “Einmaleins” und entscheiden solche Dinge bei uns. Da kriege ich Schwindel. Und wenn ich später ins Saarland komme, was mir auch gut gefällt: Ich bin mit meiner Frau weit über 20 Jahre verheiratet und seit 25, 30 Jahren zusammen. Und wir haben uns damals auch entschieden. Ich bin Kölner Idol. Ein Kölner Bekloppter. Landkreis. Und dann haben wir ein Kind adoptiert. Meine Frau wollte ein Kind. Wir hatten Fehlgeburt, Fehlgeburt. Und dann haben wir ein Kind adoptiert. Mit viel Glück. Ein thailändisches Kind. Dann habe ich meiner Frau gesagt, du triffst die letzte Entscheidung. Das ist die menschliche Entscheidung. Menschlich, Schule, Bildung, alles das. Sagte ja, ich war mal im Saarland. Das ist eigentlich ganz schön. Schön, bin ich hierher gekommen. Jetzt ist ja natürlich volkswirtschaftlich, betriebswirtschaftlich, das Saarland nicht Nordrhein-Westfalen, das ist auch mir auch klar. Aber uns hat das dann überzeugt. Auch gerade das spezielle Angebot für meine Tochter. Da muss man sagen, das sind die Weltklasse. Dass man Kinder mit gewissen Hindernissen oder Nachteilen, ob das jetzt auch in der Frage sprachlich ist, gesundheitlich, all diesen Themen, was die da hier für Programme aufgelegt haben, bin ich denen dankbar bis an mein Lebensende.
Da kann ich nur sagen, Saarland, absolute Champions League. Und da sind Menschen für zuständig, da sind Konzepte und Menschen für zuständig und erwarte, dass man in der Frage, wie jetzt Autoindustrie weitergeht, da kein BlaBla macht und da müssen wir wieder zu klaren Positionen kommen, nicht wie komme ich in den Landtag. Wie kann ich hier Plätze kriegen? Wie kann ich auch noch rein? Nein, wir müssen auf die zwei großen Parteien, wenn dann noch ein, zwei kleine da sind, ist das auch in Ordnung. Aber das ist hier gut und das steht für Qualität, das steht auch für Erfolg. Und wir haben jetzt, wie gesagt, die Sonne scheint noch nicht, aber wir müssen gucken, wie kriegen wir das Energieproblem hin. Nicht über Zersplitterung in kleineren Unternehmen. Ich finde das gut, dass ein oder zwei kleine Unternehmen, die ist auch gut. Wir müssen auch mittlere und jetzt größere Unternehmen haben, die sagen, wo der Dampf abgeht.
Thomé: Das ist klare Kante und das sind, glaube ich, gute Appelle für auch die Politik. Reiner, wenn ich dich schon mal zu Gast habe, dann muss ich natürlich eines einfach ansprechen. Die aktuelle Situation in der Liga. Du hast zwar alles erreicht in deinem Leben. Die Bilanz mit Bayer Leverkusen liest sich beeindruckend. Aber eines ist noch unerfüllt. Bayer Leverkusen hat bislang noch nie die Bundesligameisterschaft gewonnen. Aber das könnte jetzt dieses Jahr passieren. Zum Zeitpunkt unseres
Gesprächs liegt die Mannschaft in der Liga deutlich vorne. Frage zum Abschluss. Planst du schon die Meisterfeier?
Calmund: Da bin ich viel zu aber, glaube ich, für euch. Ich verurteile nämlich alle, die von Vizekusen sprechen. Das spielt sich gar nicht nur auf Leverkusen an. Das ist mir einfach zu primitiv, wenn ich sage, der zweite oder dritte oder vierte von 18 Titeln sind die Vize. Vize ist ein Erfolg. Ich wäre jetzt enttäuscht darüber, weil ich auch mal gerne Meister oder Erster in der Bundesliga wäre.
Thomé: Frage zum Abschluss, kurze Antwort. Wie wirst du denn dann den 18. Mai verbringen? Letzter Spieltag, Leverkusen empfängt zu Hause Augsburg.
Calmund:Mein Wunsch wäre, dass wir dann schon Meister wären. Und ich war jetzt zehn Jahre, war meine Frau nicht im Stadion. Aber zu diesem Spiel habe ich schon frühzeitig drei Karten bestellt. Dann gehen wir das erste Mal mit meiner Frau und meiner Tochter ins Stadion. Ich hoffe zum Feiern und wenn nicht, sind die beiden da, um mich zu trösten.