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Autoland Saarland

Eine Branche im Strukturwandel
Der Fahrzeugbau ist Teil des industriellen Kraftzentrums des Saarlandes: Mit 44.000 Beschäftigten und einem Drittel am industriellen Gesamtumsatz zählt er zusammen mit dem Maschinenbau und der Stahlindustrie zu den strukturprägenden Branchen der Saarwirtschaft. Rund 60 Prozent der Umsätze werden im Ausland erzielt. Unter Berücksichtigung der indirekten Exporte, also jener Teile, Systeme und Komponenten, die als Vorprodukte zunächst in andere Bundesländer geliefert, dort verarbeitet und dann von dort aus exportiert werden, liegt dieser Wert sogar bei 75 Prozent. Das wahre Strukturgewicht wird jedoch erst dann ersichtlich, wenn auch jene Unternehmen anderer Branchen berücksichtig werden, die ebenfalls signifikante Umsätze mit den hiesigen Unternehmen des Fahrzeugbaus erzielen, ohne jedoch direkt in diese Kategorie zu fallen: Hierzu zählen Teile der Stahlindustrie, fast alle Gießereien, aber auch Betriebe des Maschinenbaus, der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie Betriebe aus dem Bereich der Metallbearbeitung und schließlich Unternehmen, die automobilspezifische Dienstleistungen anbieten. Alles in allem sind dem Automotive-Cluster nach dieser Definition rund 260 Unternehmen zuzurechnen, die zusammen einen Umsatz von 17 Mrd. Euro erwirtschaften.

Charakteristisch für das Autoland Saarland ist das hohe Strukturgewicht von Zweigwerken und Tochterunternehmen großer Konzerne, deren kapitalintensive Produktionsstätten hier oftmals als Leitwerke im weltweiten Konzernverbund dienen und Maßstäbe für Innovationskraft, Produktivität und Produktqualität setzen. Sie waren in den vergangenen Jahren maßgebliche Treiber für Wachstum und Beschäftigung an der Saar und kommen zusammen auf einen Umsatzanteil von 90 Prozent. Von der positiven Entwicklung der größeren Unternehmen profitierten in den vergangenen Jahren auch einige mittelständische saarländische Unternehmen. Inzwischen sind sie als Zulieferer der ersten und zweiten Reihe fest etabliert und vereinen rund 10 Prozent der Umsätze auf sich.

Aktuell befindet sich die Branche mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Neue Fertigungsmethoden im Zuge von Industrie 4.0, technologische Innovationen auf den Feldern E-Mobilität sowie autonomes und vernetztes Fahren, veränderte Konsumentenpräferenzen und neue Formen der Mobilität stellen Hersteller wie Zulieferer vor erhebliche Herausforderungen. Hinzu kommt eine strengere CO2-Gesetzgebung, die gepaart mit neuen Zulassungsstandards einen erheblichen Einfluss auf diesen Transformationsprozess hat. Zwar stehen die Zeichen global gesehen langfristig weiter auf Wachstum, jedoch ist dieses Wachstum verknüpft mit erheblichen strukturellen Veränderungen – regional, technologisch und wirtschaftlich. In vielen Fällen werden Unternehmen ihre bisherigen Geschäftsmodelle anpassen, erweitern oder gänzlich neu aufstellen müssen, damit sie wettbewerbsfähig bleiben.

Der saarländische Fahrzeugbau punktet mit einer breiten Marktdiversifizierung – gerade mit Blick auf die Vielseitigkeit der Fahrzeugklassen und Modellvarianten mit saarländischem Wertschöpfungsanteil. Auch das Produktportpolio ist breit aufgestellt: Es reicht von Komponenten des konventionellen Antriebsstrangs (Verbrennungsmotorelemente, Dieselsysteme, Automatgetriebe und Abgasanlagen), über Exterieur- und Interieurelemente bis hin zu Fahrwerksbauteilen. So breit das Produktportfolio aber auch ist: Das Kompetenzprofil der hiesigen Betriebe weist auf der Systemebene einen Schwerpunkt bei den klassischen Technologien rund um den Verbrennungsmotor auf, also in jenen Bereichen, die besonders stark vom Wandel betroffen sein werden und auf die aktuell zwei Fünftel des gesamten Umsatzes des Automotive Clusters fallen.

Umgekehrt ist der Fahrzeugbau an der Saar aber in jenen Bereichen, die durch Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung der Fahrzeuge wachsen werden, bisher nur schwach vertreten. Dennoch kann es eine Perspektive für den saarländischen Fahrzeugbau sein, dass derzeit viele Automobil-Konzerne, die im Saarland mit einer Niederlassung vertreten sind, in neue Mobilitätskonzepte investieren. Hier wird es darauf ankommen, die Produktionsexzellenz saarländischer Werke weiter zu verbessern, damit diese sich auch künftig im konzerninternen Standortwettbewerb als Technologie- und Innovationsführer behaupten können.