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Eine Zukunft für unser Land

Von IHK-Präsident Dr. Richard Weber
Kolumne

01.03.2012

Erkenntnis ist gelegentlich ein langwieriger und schmerzlicher Prozess. Das gilt erst recht für die Einsicht, über seine Verhältnisse gelebt zu haben. Im Saarland scheint diese Erkenntnis langsam zu reifen. Zumindest gibt es inzwischen eine politische Mehrheit dafür, die Vorgaben der Schuldenbremse einzuhalten. Das ist gut so. Noch besser ist, dass bei mehr und mehr Bürgern auch die Einstellung wächst „Wir schaffen das!“. Dahinter steht die Einsicht, dass der Verzicht auf ein „Weiter so“ die einzige Möglichkeit ist, über die eigene Zukunft auch weiterhin selbst entscheiden zu können. In der Tat hat das Saarland gute Chancen, eigenständig die Zukunft zu gewinnen. Die Saarwirtschaft ist strukturell gut aufgestellt. Eine wettbewerbsfähige und exportstarke Industrie wird auch künftig von der wachsenden Nachfrage aus den Schwellenländern profitieren können. Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum und eine erfolgreiche Konsolidierung sind also gegeben.

Als Wachstumsbremse könnte sich freilich die absehbare demographische Entwicklung erweisen. Wir werden unser Potenzial nur dann ausschöpfen können, wenn genügend qualifizierte Fachkräfte vorhanden sind. Dies setzt dreierlei voraus: Den Nachwuchs im eigenen Land bestmöglich auszubilden, ungenutzte Potenziale am Arbeitsmarkt zu heben und die Standortattraktivität für die besten Köpfe und die innovativsten Unternehmen zu steigern. Kurzum: Wir müssen – mit weniger Geld – als Wirtschafts-, Bildungs- und Lebensstandort noch attraktiver werden.

Hier liegt auch die große Herausforderung für die neue Landesregierung. Diese Herausforderung ist nur zu meistern, wenn wir die weniger werdenden Mittel noch stärker auf jene Bereiche konzentrieren, die für die Zukunft unseres Landes besonders wichtig sind. Aus Sicht der IHK sind dies insbesondere vier Handlungsfelder:

Wir müssen unser Bildungssystem qualitativ stärken und bedarfsgerecht umbauen. Oberstes Ziel dabei ist es, die Potenziale unserer Kinder und Jugendlichen besser auszuschöpfen. Dazu gehört, die Zahl der Schulabbrecher zu senken, Migrantenkinder besser einzubinden, unproduktive Umwege zu vermeiden und insgesamt ein höheres Bildungsniveau zu erreichen. Eine Stärkung der vorschulischen Bildung, ein frühes Aufarbeiten von Sprachdefiziten, mehr Ganztagsschulen und eine bessere Berufsorientierung sind dazu die Mittel der Wahl. Bei den Hochschulen geht es darum, vor allem solche Studiengänge zu stärken, deren Absolventen wir künftig besonders dringend brauchen und die auch überregional knapp sind und bleiben werden. Deshalb brauchen wir eine erstklassige Ingenieurausbildung in unserem Land – und zwar an beiden Hochschulen.

Zum Zweiten gilt es, das vorhandene Potenzial an Fachkräften besser auszuschöpfen, vor allem ältere Menschen und Frauen stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu arbeiten wir mit der Landesregierung in der „Allianz für Fachkräftesicherung“ zusammen, werben für mehr Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz, für die längere Beschäftigung und Neueinstellung älterer Arbeitnehmer, für eine kontinuierliche berufliche Weiterbildung und vorausschauenden Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Die erfolgreichen gemeinsamen Projekte sollten unbedingt fortgesetzt werden.

Schließlich muss das Saarland als Wirtschafts- und Wohnstandort attraktiv bleiben. Dazu braucht es etwa attraktive Verkehrsanbindungen, eine sichere Energieversorgung, schnelle Genehmigungsverfahren und eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung. Und in der Wirtschaftsförderung dürfen wir nicht hinter das Niveau anderer Bundesländer zurückfallen. Gute Schulen, lebendige Innenstädte mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot und eine echte Willkommenskultur für Zuzügler, dies sind die entscheidenden Faktoren im Wettbewerb um die besten Köpfe.

Zu guter Letzt gilt es, die Vorzüge des Landes auch überregional stärker bekannt zu machen – durch konsequentes und nachhaltiges Standortmarketing. Dann kann es uns gelingen, vom Abwanderungs- zum Zuwanderungsland zu werden.

Sparen und dabei die Zukunftsfähigkeit zu erhalten – das kann durchaus funktionieren, . wenn wir die knappen Mittel verstärkt dort einsetzen, wo sie langfristig die Wirtschaft- und Steuerkraft des Landes stärken.