IHK-Umfrage: Drei minus für den Wirtschaftsstandort Saarland
Thomé: „Politik muss jetzt in den Gestaltungsmodus schalten!“
23.08.2023
Der
Wirtschaftsstandort Saarland erhält von den Unternehmen in einer aktuellen
Befragung der IHK Saarland die Note 3,4 und wird damit als gerade noch
befriedigend bewertet. Zwar beurteilen die Unternehmen angesichts niedriger
Wohnraumkosten, attraktiver Freizeit-, Bildungs-, Kultur- und Sportangebote
sowie wohnortnaher Gesundheitsversorgung die Lebensqualität hierzulande als
positiv. Und dank hervorragender Kooperationsmöglichkeiten mit den
Saar-Hochschulen, Transfereinrichtungen und Forschungsinstituten zeigen sie
sich auch mit dem Innovationsökosystem mehrheitlich zufrieden.
Doch
die relativ gute Bewertung dieser Standortfaktoren wird überlagert durch teils
deutlich schlechtere Noten bei der Verfügbarkeit von Arbeitskräften, der
Qualität der Infrastruktur und der Höhe der Standortkosten sowie der Serviceorientierung
der öffentlichen Verwaltung bei Land und Kommunen. Hinzu kommt, dass die Förderprogramme
des Landes aus der Sicht der Unternehmen zu intransparent sind oder zu selten dem
unternehmerischen Bedarf entsprechen. So lauten die zentralen Ergebnisse der
Umfrage zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Saarland, die IHK-Hauptgeschäftsführer
Dr. Frank Thomé, IHK-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier und Mario Knaf,
Clustermanager des Projekts TraSaar – Transformationsnetzwerk Saarland, heute
in der IHK, ergänzt um Handlungsempfehlungen an die Politik, vorgestellt haben.
An der Umfrage beteiligten sich 100 Unternehmen aus allen Branchen und
Größenklassen – 61 davon aus der Industrie – mit insgesamt 50.000 Beschäftigten.
„Die
Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen zwar, dass das Saarland für hohe
Lebensqualität steht. Doch sie legen auch erhebliche Schwächen offen: Fehlende
Arbeitskräfte, hohe Standortkosten, unzureichende Fortschritte bei der Digitalisierung
der öffentlichen Verwaltung sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren lasten
schwer auf den Unternehmen, verringern ihre preisliche
Wettbewerbsfähigkeit und gefährden mittel- bis
langfristig die Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Standortes. Die
Wirtschaft braucht mehr unternehmerische Freiheit und finanziellen Spielraum
für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung
“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer
Dr. Frank Thomé. Es sei daher höchste Zeit, dass die Politik angesichts der schwierigen
Gesamtsituation der Wirtschaft auf all diesen Feldern in den Gestaltungsmodus
schaltet und spätestens zum Ende des Jahres eine Zukunftsstrategie vorlegt, die
die Sorgen und Nöte der Unternehmen berücksichtigt und den Wirtschaftsstandort
Saarland fit für die Zukunft macht. „Als IHK haben wir hierzu klare
Vorstellungen, die wir engagiert und lösungsorientiert in die Debatte
einbringen werden“, so Thomé weiter.
Die
IHK verantwortet im TraSaar-Netzwerk das Teilprojekt „Infrastruktur und
Standortattraktivität“. Die Kammer hat die Unternehmen auf einer 5er-Skala nach
ihrer Einschätzung hinsichtlich der Wichtigkeit und der Zufriedenheit mit den
Standortfaktoren Arbeitskräfteangebot, Qualität der öffentlichen Verwaltung,
Verfügbarkeit von passgenauen Förderprogrammen, Lebensqualität, Qualität der
Infrastruktur, Höhe der Standortkosten sowie Innovationsökosystem befragt. Auf
dieser Basis wurden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des
Wirtschaftsstandorts identifiziert. „Neben zahlreichen Chancen, die
insbesondere in der Ansiedlung von Zukunftstechnologien und der Verbreiterung
der Wirtschaftsstruktur liegen, zeugen die Umfrageergebnisse aber auch von
erheblichen Risiken für die Zukunftsfähigkeit des Saarlandes. Risiko Nummer
eins ist der Arbeitskräftemangel, der die Unternehmen immer stärker belastet
und Innovationen, Wachstum und Wohlstand gefährdet, gefolgt von einer
überbordenden Bürokratie, die den Unternehmergeist lähmt und immer mehr zum
Investitionshemmnis wird“, so Meier.
Cluster-Manager
Mario Knaf dankte der IHK für die geleistete Arbeit und betonte: „Mit dem
heutigen Tag ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht. In den nächsten
Wochen und Monaten werden wir die zentralen Ergebnisse und
Handlungsempfehlungen gemeinsam mit unseren Partnern aus Politik, Verwaltung,
Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitnehmerorganisationen diskutieren und für eine
breite Akzeptanz werben. Zusammen mit den Erkenntnissen aus der gerade
laufenden Umfrage für die ‚Studie zur Zukunft des Automobilsektors im Saarland‘
liegt uns dann eine fundierte Datenbasis vor, auf deren Grundlage strategische
Weichenstellungen für das Autoland Saarland vorgenommen werden können.“