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Anschluss halten!

Von IHK-Präsident Dr. Richard Weber
Kolumne

01.03.2013

Verkehrswege sind die Lebensadern der Wirtschaft – so blumig sich das heute anhören mag, so aktuell ist es bis heute geblieben. Zu Schienen, Straßen und Wasserwegen, die den Austausch von Gütern und die Mobilität von Menschen möglichst schnell, bequem und kostengünstig sicherstellen sollen, sind weitere Trassen und Netze getreten, die den schnellen und störungsfreien Fluss von Energie und Informationen sicherstellen. Wer sich die Dichte und Vielfalt auf geografischen Karten ansieht, dem leuchtet das eingangs beschriebene Bild unmittelbar ein: Wie Arterien, Venen, Nervenstränge oder Lymphbahnen durchziehen diese Wege unser Land und unsere Landschaft. Ähnlich sensibel reagieren sie auf Störungen oder Stauungen; sie lassen dann schnell den ganzen Patienten schwächeln, kränkeln oder ernsthaft krank werden. Wegen der überragenden Bedeutung dieser Lebensadern hat unsere Dachorganisation DIHK das Thema Infrastruktur zum diesjährigen Jahresthema erkoren.

Substanz erhalten – Lücken schließen – in die Zukunft investieren

Betrachtet man die saarländische Landkarte aus der Distanz, sieht es mit der Infrastrukturausstattung zunächst einmal sehr ordentlich aus: Unser Land verfügt über das dichteste Autobahnnetz unter allen Flächenstaaten, leistungsfähige Bahntrassen und Energienetze und – zumindest in den Ballungsräumen – auch über ein leistungsfähiges Breitbandnetz. Beim näheren Hinsehen fällt allerdings auf, dass es diesseits und jenseits der Landesgrenzen noch Lücken und Engpässe gibt, dass der Zustand vieler Straßen und Brückenbauwerke erbarmungswürdig, die überregionale Anbindung auf der Schiene zumindest verbesserungsbedürftig und die Nutzbarkeit der wichtigsten Wasserstraße ernsthaft gefährdet ist. Wir haben – schon lange bevor das Thema „Haushaltskonsolidierung“ konkret auf die Agenda kam – von der Substanz gelebt. Zu lange. Das gilt für Land und Bund gleichermaßen.

Was die Folgen einer solchen Politik angeht, lässt sich auch hier gut die Analogie zum menschlichen Organismus anwenden: Man kann lange Raubbau an seiner Gesundheit treiben, ohne unmittelbar die Konsequenzen zu spüren. Irgendwann aber, so viel ist sicher, erfolgt der Infarkt oder Kollaps. Damit es nicht soweit kommt, damit wir Qualität und Leistungsfähigkeit unseres Wirtschafts- und Lebensstandortes erhalten und verbessern, mahnt unsere IHK immer wieder an, unsere Infrastruktur zu erhalten und bedarfsgerecht weiter zu entwickeln. Kürzlich hat sich auch unsere Vollversammlung wieder damit befasst und ein gemeinsames Positionspapier mit den rheinland-pfälzischen IHKs verabschiedet (Seite.  ). Die wichtigsten Anliegen aus saarländischer Sicht:
  • Bei Straßen und Wasserstraßen muss an erster Stelle der Substanzerhalt stehen: die Sanierung und Ertüchtigung der Moselschleusen, der Erhalt der Brückenbauwerke und Fahrbahndecken.
  • Im Vergleich dazu nehmen sich die Vorrangprojekte im Straßenausbau bescheiden aus: durchgängig vierspuriger Ausbau der A 8 nach und durch Luxemburg, Lückenschluss auf der A 1 von und ins Rheinland, vierstreifiger Ausbau der B 10, schnelle Verbindung zwischen den Autobahnen A 6 und A 620 vor Saarbrücken.
  • Im Schienenverkehr geht es vor allem um die Absicherung der Verbindung Frankfurt – Saarbrücken – Paris gegenüber dem „Südast“ über Straßburg, um Erhalt und Ausbau wichtiger Fernverkehrsverbindungen (insbesondere Richtung Rheinland) und die Einrichtung einer schnellen, hochwertigen und direkten Bahnanbindung zum Flughafen Frankfurt.
  • Bei den immer wichtiger werdenden Datennetzen gilt es, die jenseits der Verdichtungsräume fortbestehende Unterversorgung zügig abzubauen.
  • Der Flughafen Saarbrücken braucht ein dauerhaft tragfähiges Konzept und dringend wieder eine Anbindung an das Drehkreuz München
Es gibt allen Grund, mit unseren Lebensadern achtsam umzugehen, um „Durchblutungsstörungen“ oder Schlimmeres vorausschauend zu vermeiden. In der Medizin hat sich das Vorsorgeprinzip längst durchgesetzt. Beim Umgang mit unserer Infrastruktur sind wir noch weit davon entfernt.