IHK wirbt mit neuer Kampagne für berufliche Ausbildung
Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt
08.05.2023
Auch wenn die Zahl der neu
eingetragenen Ausbildungsverträge im April in etwa auf Vorjahresniveau liegt:
Im langfristigen Vergleich muss die saarländische Wirtschaft heute mit deutlich
weniger Fachkräftenachwuchs auskommen. Die IHK-Organisation hält jetzt mit
einer breit angelegten Initiative dagegen. Laut IHK-Vizepräsidentin Susanne
Juchem und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé ist diese als
„Mitmachkampagne“ aufgesetzt, es bestehen zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten
für saarländische Betriebe und ihre Azubis.
Jetzt
#könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns
Mit einer groß angelegten bundesweiten Kampagne
werben die deutschen IHKs für die berufliche Ausbildung. Unter dem Slogan „Jetzt
#könnenlernen“ werden junge Menschen eingeladen, das Lebensgefühl Ausbildung für
sich zu entdecken. Die Gesichter der Kampagne sind acht junge Frauen und
Männer, die derzeit eine Ausbildung absolvieren. Ihre Erfahrungen teilen sie zielgruppengerecht
vor allem über den Tiktok-Kanal @die.azubis. Die IHK Saarland setzt zudem auf
eigene Ausbildungsbotschafter – Azubis aus der saarländischen Wirtschaft, die
authentisch und auf Augenhöhe die Vorteile einer Berufsausbildung vermitteln
können. Eine von ihnen ist Doreen Markstein, die derzeit bei der Cosmos
Versicherung AG in Saarbrücken zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen ausgebildet
wird. „Ich möchte weitergeben, wie cool eine Ausbildung ist, und dass junge
Leute damit prima in eine erfolgreiche berufliche Zukunft starten können“,
erklärt die 20-jährige
aus Ohmbach.
Markstein wirbt gemeinsam
mit weiteren Botschaftern auf Messen und in saarländischen Schulen für eine
„Karriere mit Lehre“.
Lebensgefühl
Ausbildung
Mit echten Azubis als Botschafter und Gesichter der
Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ will die IHK-Organisation Jugendliche vor allem auch
emotional abholen. „Für viele junge Leute geht es auch um Sinn und
Sinnstiftung. Wir sagen mit der Kampagne: ‚Es wartet eine spannende Aufgabe,
die euch stolz machen wird‘“, erläutert Susanne Juchem, IHK-Vizepräsidentin und
geschäftsführende Gesellschafterin der Juchem Gruppe. Die Kampagne ist dabei
als Mitmachkampagne angelegt. „Ausbildungsbetriebe können Elemente der Kampagne
unmittelbar und auf das eigene Unternehmen „gebrandet“ in ihre Kommunikation
einbinden. Vieles davon ist kostenfrei nutzbar“, erklärt IHK-Geschäftsführer
Dr. Mathias Hafner. Im Eppelborner Familienunternehmen Juchem werden bereits
Plakate, E-Mail-Signaturen und Web-Elemente der Kampagne genutzt. Die IHK möchte
nun möglichst viele saarländische Betriebe für eine Teilnahme an der Kampagne
gewinnen. Geplant ist zudem, dass sich schon bald auch die Azubis aus IHK-Mitgliedsunternehmen
mit eigenen social media-Videos in die Kampagne einbringen können.
Schwierige
Lage auf dem Ausbildungsmarkt
Dass es dringend notwendig ist, mehr junge Menschen
für eine Ausbildung zu begeistern, zeigt die Berufsbildungs-Statistik. So begannen
im IHK-Bereich im vergangenen Ausbildungsjahr
3.354
junge
Menschen eine berufliche Ausbildung. Zehn Jahr zuvor, im Jahr 2012, waren es
noch 5.031
– für die Unternehmen ist der Fachkräftenachwuchs
also um ein Drittel gesunken. „Besonders betroffen sind Branchen wie Handel,
Transport und Verkehr und die Touristik. In der Gastronomie hat sich die Zahl
der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in dieser Zeit sogar von 396
Ausbildungsverhältnissen auf heute 189 mehr als halbiert“, erläutert
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Deutlich wird aber auch, dass sich
die Branchengewichte verschieben: „Die Transformation der Saarwirtschaft wird
in der Berufsausbildung sichtbar. So besteht in der Industrie ein klarer Trend
zu den Elektroberufen, die heute sogar in absoluten Zahlen mehr ausgebildet
werden als noch 2012. Rückläufig sind hingegen die Metallberufe“, sagt Thomé.
Mädchen
wählen andere Berufe
Sowohl die Metall- als auch die Elektroberufe sind
dabei noch immer eine klare Domäne der männlichen Azubis. „Allen Bemühungen zum
Trotz, eine ausgeglichenere Berufswahl zu erreichen, scheint sich auf dem
Ausbildungsmarkt tradiertes Rollenverhalten hartnäckig zu halten“, sagt der
Leiter des Geschäftsbereichs Beruf und Bildung, IHK-Geschäftsführer Peter
Nagel. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind zum Teil frappierend:
Während im IHK-Bereich der Beruf Industriemechaniker/-in mit 122 Azubis zweithäufigster
Beruf der männlichen Auszubildenden ist, kommt diese Ausbildung mit gerade mal 11
Azubis bei den Mädchen kaum vor. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim dritthäufigsten
„männlichen“ Berufsbild Fachinformatiker/-in Systemintegration (111 Männer
gegenüber 9 weiblichen Azubis). Einen angehenden männlichen Floristen sucht man
im Saarland dagegen vergeblich. „Bedenkt man, dass die Berufswahl erheblichen
Einfluss auf spätere Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten hat, kann uns
diese Entwicklung keinesfalls zufriedenstellen“, kommentiert Nagel. Der am
häufigsten gewählte Ausbildungsberuf ist bei männlichen und weiblichen Azubis
immerhin der gleiche: 153 junge Frauen und 143 junge Männer erlernen derzeit in
IHK-Mitgliedsbetrieben den Beruf Verkäufer (-in).
April-Zahlen
auf Vorjahresniveau
Bis zum Frühjahr wird in der Regel zwar nur ein kleiner Teil der Ausbildungsverträge eines Ausbildungsjahres abgeschlossen, erste Trends lassen sich aber erkennen. Die IHK registrierte bis Ende April 879 Verträge, das sind 20 weniger als im Vorjahr. „Wir sind durchaus optimistisch, dass wir insgesamt die Vorjahreszahlen wieder erreichen können“, sagt Peter Nagel, der aber zugleich zu bedenken gibt, dass das Vor-Corona-Niveau damit bei weitem noch nicht wieder erreicht wäre. Klar sei zudem schon jetzt, dass zahlreiche saarländische Unternehmen erneut nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können. Gründe hierfür sieht der IHK – Geschäftsführer zum einen in der demographischen Entwicklung, die angesichts der Zuwanderung von Geflüchteten aber nicht ganz so dramatisch ausfällt, wie noch vor Jahren befürchtet. Zum anderen habe sich aber der Trend zum Studium verstetigt. „Viele Jugendliche wählen einen akademischen Bildungsweg, ohne eine berufliche Ausbildung überhaupt ins Kalkül zu ziehen“, sagt Nagel. Mit ihrer neuen Kampagne will die IHK das nun ändern.
Die Ausbildungskampagne der IHK läuft von 2023 bis 2025.Mehr auf www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de und Tiktok @die.azubis.