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Studiengebühren nicht nur für Langzeitstudenten

IHK: Hochschulen sollen selbst entscheiden können –
Einnahmen müssen voll der Lehre zugute kommen

15.02.2002

Die IHK Saarland spricht sich für eine generelle Einführung von Studiengebühren aus. Es sei zwar zu begrüßen, dass die saarländische Landesregierung die Einführung von Studiengebühren beabsichtigt. Die geplante Begrenzung auf Langzeitstudenten sei jedoch problematisch, so die IHK. „Diese Gebühren werden von vielen jungen Menschen als „Strafgebühr“ empfunden und nicht als Preis für eine Leistung, die ihren Wert hat und die man einfordern kann“, kommentierte IHK-Vizepräsident Rolf Schneider. „ Der ‚Bummelzuschlag’ mag zwar manchen Schon-Lange-nicht-mehr-Studenten dazu bewegen, schweren Herzens auf sein verbilligtes Semesterticket oder die preiswerte Kinokarte zu verzichten. Und vielleicht hilft es ja auch dem einen oder anderen zu einem schnelleren Abschluss. Zu einer wirksamen Änderung des Anreizsystems tragen Gebühren ausschließlich für Langzeitstudenten nur wenig bei“, so Rolf Schneider.

Hochschulzugang muss für alle offen bleiben

Die IHK tritt deshalb auch für eine grundlegende Reform der Hochschulen ein. Studenten müssten sich als Kunden und Hochschulen als Dienstleister verhalten. Rolf Schneider: „Solange die Ausbildung für Studenten „kostenlos“ ist, fühlen sie sich auch nicht als selbstbewusste Kunden, die von ihrer Alma Mater eine optimale Lehre und Studienorganisation einfordern können.“ Generelle Studiengebühren könnten hier Abhilfe schaffen. Allerdings gelte es, den Hochschulzugang für Begabte aller Schichten offen zu halten. Hier gebe es auch konkrete Vorschläge, seien es Darlehensmodelle, Bildungssparen oder auch ein System von Bildungsgutscheinen. Die Erfahrungen anderer Länder in diesem Bereich seien vorbildlich.

Ein zweiter Schritt: Gebühren für „Premium-Angebote“

Allerdings hält die IHK den Übergang zu generellen Studiengebühren in der jetzigen politischen Situation für nicht durchsetzbar: sie schlägt daher einen alternativen Weg vor. Rolf Schneider: „Wir sollten unserer Universität wenigstens die Chance geben, für besonders qualifizierte Studienangebote Gebühren zu verlangen“. Damit könnten international gefragte Wissenschaftler als Gastdozenten gewonnen und internationale Austauschprogramme finanziert werden. Voraussetzung dafür sei, dass das Saarland seine Hochschulausgaben nicht reduziere und andererseits die Universität sich verpflichte, die Einnahmen aus den Studiengebühren ausschließlich zur Verbesserung der Lehre einzusetzen. So könne etwa eine bessere Betreuung und Beratung der Studenten oder auch eine bessere Ausstattung der Bibliotheken finanziert werden.

Die Vorteile einer solchen Regelung: Für die Universitäts- und Hochschullehrer würde die Lehre im Vergleich zur Forschung wieder interessanter. Alte Verkrustungen könnten aufgebrochen und neue, interessante Angebote entwickelt werden. Aber vor allem erwartet sich die IHK eine Veränderung der Einstellung der Studenten zu ihrer Universität und zu ihrem Studium, genauso wie der Einstellung der Professoren zu ihren zahlenden Kunden. „Unter diesen Bedingungen wären unsere Studenten – so paradox es klingen mag – diejenigen, die von Studiengebühren am meisten profitieren würden“, so der IHK-Vizepräsident.