Weiter auf die Industrie setzen!
Von Volker Giersch
Standpunkt
01.05.2009
Deutschland ist nach wie vor ein Industrieland. Mit gut 26 Prozent erreicht die industrielle Wertschöpfung hier einen deutlich höheren Anteil als in anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften. In den USA und in Großbritannien etwa kommt die Industrie nach einer längeren Phase der Deindustrialisierung nur noch auf bescheidene 17 Prozent. In unserem Nachbarland Frankreich steht sie gerade noch für ein Siebtel der Wertschöpfung, EU-weit für rund ein Fünftel. Selbst das Industrieland Japan – unser Hauptkonkurrent bei der Herstellung von Fahrzeugen und Investitionsgütern – weist einen um drei Prozentpunkte niedrigeren Industrieanteil auf als Deutschland.
Bemerkenswert ist insbesondere, dass es unserer Industrie im laufenden Jahrzehnt gelungen ist, ihre Position weiter zu festigen – ganz gegen den internationalen Trend. Zwar haben auch viele deutsche Unternehmen Teile ihrer Fertigung ins Ausland verlagert. Dies ging allerdings nicht zu Lasten der inländischen Produktion. Vielmehr hat es unsere Industrie vorzüglich verstanden, sich in Deutschland auf technisch anspruchsvolle Produktionen zu konzentrieren und durch die Herstellung von Zulieferteilen in Niedriglohnländern einen attraktiven Kostenmix zu erreichen. Zusammen mit einer moderaten Lohnpolitik, dem hohen Qualitätsniveau der Produkte und der Innovationskraft der Unternehmen hat das die Wettbewerbsposition unserer Industrie nachhaltig verbessert und den Grundstein für kräftige Zuwächse beim Export gelegt. Die deutsche Industrie zählt so seit Jahren zu den größten Gewinnern der Globalisierung. Dank der Exporterfolge konnte sie ihre Kapazitäten deshalb nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland weiter ausbauen.
Was für Deutschland gilt, trifft in besonderem Maße für das Saarland zu. Denn unser Land zählt zu den zwei industriestärksten Bundesländern im Industrieland Deutschland. Der Industrieanteil liegt hier um sechs Punkte über dem Bundesdurchschnitt. In der Länderskala rangiert das Land unmittelbar hinter Baden-Württemberg auf Rang zwei. Entscheidende Stütze für die günstige Industrieentwicklung war auch hier die wachsende Präsenz auf den Weltmärkten: Das Exportvolumen hat sich seit der Jahrtausendwende nahezu verdoppelt. Die Saarindustrie erwirtschaftet heute fast jeden zweiten Euro im Ausland.
Exporterfolge auch in Zukunft
Derzeit macht die Konjunkturkrise allerdings auf schmerzliche Weise deutlich, dass diese Exportorientierung nicht nur Chancen bietet. Sie birgt auch Risiken: Die Ausfuhren – jahrzehntelang Motor für Wachstum und Beschäftigung – sind seit vergangenen Herbst um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Folge wird sein, dass die Wirtschaftsleistung hierzulande in diesem Jahr spürbar stärker zurückgehen wird als in den eher binnenorientierten Volkswirtschaften.
Dieser Rückschlag ist schmerzlich, aber von begrenzter Dauer. Die Weltkonjunktur wird sich schon bald stabilisieren, der Welthandel im Trend weiter zunehmen. Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit wird unsere Industrie davon schnell wieder profitieren. Schon jetzt in der Krise zeichnet sich ab, dass deutsche und saarländische Unternehmen überall in der Welt noch Marktanteile hinzugewinnen; dies gerade auch in den Wachstumsregionen Asiens und Südamerikas: Der Maschinenbau profitiert von der fortschreitenden Industrialisierung dieser Regionen, Branchen wie die Elektrotechnik, der Stahlbau und der Fahrzeugbau vom Ausbau der Energieversorgung, der Verkehrsinfrastruktur oder auch der Telekommunikation. Die Chancen stehen also gut, dass unsere Industrie im kommenden Aufschwung erneut zum Haupttreiber für Wachstum und Beschäftigung werden kann.
Trotzdem werden Stimmen laut, die raten, künftig weniger auf Export und Industrie und stärker auf Binnennachfrage und Dienstleistungen zu setzen. Zum Beispiel durch eine aggressive Lohnpolitik, die über höhere Industrielöhne für mehr Binnennachfrage sorgen soll.
Vor einer solchen Strategie der Deindustrialisierung kann man nur eindringlich warnen. Denn der Kaufkraftzugewinn durch höhere Löhne würde bei weitem überkompensiert durch Kaufkraftverluste, die durch den Wegfall von Industriearbeitsplätzen entstünden. Wir wissen doch seit langem: Von einem Euro Lohnerhöhung kommen nicht einmal 30 Cent beim privaten Konsum an. Dagegen würden die Arbeitskosten der Industrieunternehmen viermal so stark steigen – um mindestens 1,20 Euro. Wo soll da ein positiver Beschäftigungseffekt herkommen?
Industrie sichert zunehmend Beschäftigung in Handel, Handwerk und Tertiärbereich
Wer die Binnennachfrage über höhere Industrielöhne stärken will, gefährdet Arbeitsplätze nicht nur in der Industrie. Denn die industrielle Produktion sichert inzwischen eine riesige Zahl von Arbeitsplätzen auch in anderen Bereichen unserer Wirtschaft. Das gilt auf sehr direkte Weise etwa für die Zeitarbeit: Ende letzten Jahres haben Zeitarbeitsunternehmen, die statistisch dem Dienstleistungsbereich zugerechnet werden, bundesweit rund 600.000 und an der Saar rund 8.200 Mitarbeiter beschäftigt. Eingesetzt waren sie ganz überwiegend in Unternehmen der Industrie. Natürlich ist diese Zahl in den letzten Monaten drastisch gesunken. Aber es gibt eine Zeit nach der Krise. Die Industrie wird weiterhin Zeitarbeiter brauchen. Und sie wird vielen Menschen Gelegenheit geben, den Einstieg in eine attraktive, dauerhafte Beschäftigung zu finden.
Ins Bild gehört zudem, dass zahlreiche Leistungen, die vor Jahren noch von den Industrieunternehmen selbst erbracht wurden, heute weitgehend zugekauft werden: Gebäudereinigung, Gartenpflege, Logistik, EDV- und Ingenieurleistungen oder auch Marketing und Rechtsberatung. Die relativ hohen Tarifabschlüsse in der Industrie haben diesen Trend hin zum Outsourcing verstärkt. Die Verflechtung zwischen Industrie und Tertiärbereich hat entsprechend stark zugenommen. So erklärt es sich, dass die unternehmensorientierten Dienstleister im vergangenen Jahrzehnt stark expandieren konnten. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg hier um fast 50 Prozent.
Auch für das Handwerk ist die Industrie ein wichtiger Auftraggeber – für das Bauhandwerk ebenso wie für viele Zulieferbetriebe aus dem Elektrohandwerk und der Metallverarbeitung. Hier gilt ebenso wie für die unternehmensorientierten Dienstleister: Die wirtschaftlichen Perspektiven werden entscheidend durch die Entwicklung der Industrie bestimmt. Schließlich sichern die in der Industrie erzielten Einkommen zahlreiche Arbeitsplätze: im Handel, bei haushaltsorientierten Dienstleistern, im Gastgewerbe und bei Banken und Versicherungen.
Alles im allem hängen nach Schätzung unserer IHK von jedem Industriearbeitsplatz rund 1,5 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftsbereichen ab. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn wir es zulassen, dass unsere Industrie schrumpft, dann riskieren wir zugleich den Verlust einer beträchtlichen Zahl von Arbeitsplätzen in Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor.
Weitere Standortaufwertung nötig
Es gibt also gute Gründe, so viel Industrie am Standort Deutschland zu halten wie nur möglich. Einer davon ist, dass Länder mit entgegengerichteten Strategien bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht haben –die USA, Großbritannien, Island oder Irland etwa, die jahrelang stark auf die Expansion des Finanzsektors gesetzt haben. Lange Zeit sah es so aus, als würde diese Strategie aufgehen. Doch spätestens seit dem Beginn der Finanzkrise wissen wir, dass es sich um eine Scheinblüte handelte. Heute beneiden uns diese Länder um unsere starke Industrie.
Zu Recht. Denn unsere Unternehmen sind bestens aufgestellt. Und nach den Reformen der vergangenen Jahre ist auch der Industriestandort Deutschland alles in allem konkurrenzfähig. Damit es dabei bleibt, ist – auch mit Blick auf andere Wirtschaftsbereiche - noch einiges nachzubessern: So mangelt es bundesweit an Ingenieuren. Der Bürokratieaufwand ist nach wie vor zu hoch. Das Steuersystem ist zu kompliziert. Das Straßen- und Schienennetz ist – vor allem im Westen Deutschlands – auf vielen Strecken in schlechtem Zustand und überlastet. Es fehlt ein schlüssiges energiepolitisches Konzept, das uns für die Zukunft eine sichere und kostengünstige Energieversorgung gewährleistet. Und: Unser Gesundheitssystem ist teuer und wenig effizient.
Auch im Saarland besteht trotz vieler Fortschritte noch Handlungsbedarf: Die Gewerbesteuerhebesätze sind nach wie vor zu hoch, die Schulen noch nicht gut genug. Bei der Verkehrsanbindung sind weitere Verbesserungen wünschenswert, etwa die weitere Ertüchtigung der ICE-Strecke Paris-Saarbrücken-Frankfurt. Und es hapert noch bei der Erneuerung des Kraftwerkparks, der für die Stromversorgung unserer energieintensiven Industrie so wichtig ist. Bei der Ingenieurausbildung sind wir inzwischen auf einem guten Weg: Die Einrichtung von fünf zusätzlichen Stiftungsprofessuren, die gemeinsam von Landesregierung und Wirtschaft finanziert werden, ist ein wichtiger Schritt, die Verfügbarkeit von Ingenieuren nachhaltig zu verbessern.
Es ist also weiterhin offensives Handeln angezeigt – auf Bundes- wie auf Landesebene. Denn eines ist sicher: Es gibt eine Zeit nach der Krise. Wenn wir uns bis dahin eine gute Startposition gesichert haben, werden wir im Aufschwung erneut ein gutes Rennen machen. Das Qualifying hat begonnen.
Bemerkenswert ist insbesondere, dass es unserer Industrie im laufenden Jahrzehnt gelungen ist, ihre Position weiter zu festigen – ganz gegen den internationalen Trend. Zwar haben auch viele deutsche Unternehmen Teile ihrer Fertigung ins Ausland verlagert. Dies ging allerdings nicht zu Lasten der inländischen Produktion. Vielmehr hat es unsere Industrie vorzüglich verstanden, sich in Deutschland auf technisch anspruchsvolle Produktionen zu konzentrieren und durch die Herstellung von Zulieferteilen in Niedriglohnländern einen attraktiven Kostenmix zu erreichen. Zusammen mit einer moderaten Lohnpolitik, dem hohen Qualitätsniveau der Produkte und der Innovationskraft der Unternehmen hat das die Wettbewerbsposition unserer Industrie nachhaltig verbessert und den Grundstein für kräftige Zuwächse beim Export gelegt. Die deutsche Industrie zählt so seit Jahren zu den größten Gewinnern der Globalisierung. Dank der Exporterfolge konnte sie ihre Kapazitäten deshalb nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland weiter ausbauen.
Was für Deutschland gilt, trifft in besonderem Maße für das Saarland zu. Denn unser Land zählt zu den zwei industriestärksten Bundesländern im Industrieland Deutschland. Der Industrieanteil liegt hier um sechs Punkte über dem Bundesdurchschnitt. In der Länderskala rangiert das Land unmittelbar hinter Baden-Württemberg auf Rang zwei. Entscheidende Stütze für die günstige Industrieentwicklung war auch hier die wachsende Präsenz auf den Weltmärkten: Das Exportvolumen hat sich seit der Jahrtausendwende nahezu verdoppelt. Die Saarindustrie erwirtschaftet heute fast jeden zweiten Euro im Ausland.
Exporterfolge auch in Zukunft
Derzeit macht die Konjunkturkrise allerdings auf schmerzliche Weise deutlich, dass diese Exportorientierung nicht nur Chancen bietet. Sie birgt auch Risiken: Die Ausfuhren – jahrzehntelang Motor für Wachstum und Beschäftigung – sind seit vergangenen Herbst um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Folge wird sein, dass die Wirtschaftsleistung hierzulande in diesem Jahr spürbar stärker zurückgehen wird als in den eher binnenorientierten Volkswirtschaften.
Dieser Rückschlag ist schmerzlich, aber von begrenzter Dauer. Die Weltkonjunktur wird sich schon bald stabilisieren, der Welthandel im Trend weiter zunehmen. Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit wird unsere Industrie davon schnell wieder profitieren. Schon jetzt in der Krise zeichnet sich ab, dass deutsche und saarländische Unternehmen überall in der Welt noch Marktanteile hinzugewinnen; dies gerade auch in den Wachstumsregionen Asiens und Südamerikas: Der Maschinenbau profitiert von der fortschreitenden Industrialisierung dieser Regionen, Branchen wie die Elektrotechnik, der Stahlbau und der Fahrzeugbau vom Ausbau der Energieversorgung, der Verkehrsinfrastruktur oder auch der Telekommunikation. Die Chancen stehen also gut, dass unsere Industrie im kommenden Aufschwung erneut zum Haupttreiber für Wachstum und Beschäftigung werden kann.
Trotzdem werden Stimmen laut, die raten, künftig weniger auf Export und Industrie und stärker auf Binnennachfrage und Dienstleistungen zu setzen. Zum Beispiel durch eine aggressive Lohnpolitik, die über höhere Industrielöhne für mehr Binnennachfrage sorgen soll.
Vor einer solchen Strategie der Deindustrialisierung kann man nur eindringlich warnen. Denn der Kaufkraftzugewinn durch höhere Löhne würde bei weitem überkompensiert durch Kaufkraftverluste, die durch den Wegfall von Industriearbeitsplätzen entstünden. Wir wissen doch seit langem: Von einem Euro Lohnerhöhung kommen nicht einmal 30 Cent beim privaten Konsum an. Dagegen würden die Arbeitskosten der Industrieunternehmen viermal so stark steigen – um mindestens 1,20 Euro. Wo soll da ein positiver Beschäftigungseffekt herkommen?
Industrie sichert zunehmend Beschäftigung in Handel, Handwerk und Tertiärbereich
Wer die Binnennachfrage über höhere Industrielöhne stärken will, gefährdet Arbeitsplätze nicht nur in der Industrie. Denn die industrielle Produktion sichert inzwischen eine riesige Zahl von Arbeitsplätzen auch in anderen Bereichen unserer Wirtschaft. Das gilt auf sehr direkte Weise etwa für die Zeitarbeit: Ende letzten Jahres haben Zeitarbeitsunternehmen, die statistisch dem Dienstleistungsbereich zugerechnet werden, bundesweit rund 600.000 und an der Saar rund 8.200 Mitarbeiter beschäftigt. Eingesetzt waren sie ganz überwiegend in Unternehmen der Industrie. Natürlich ist diese Zahl in den letzten Monaten drastisch gesunken. Aber es gibt eine Zeit nach der Krise. Die Industrie wird weiterhin Zeitarbeiter brauchen. Und sie wird vielen Menschen Gelegenheit geben, den Einstieg in eine attraktive, dauerhafte Beschäftigung zu finden.
Ins Bild gehört zudem, dass zahlreiche Leistungen, die vor Jahren noch von den Industrieunternehmen selbst erbracht wurden, heute weitgehend zugekauft werden: Gebäudereinigung, Gartenpflege, Logistik, EDV- und Ingenieurleistungen oder auch Marketing und Rechtsberatung. Die relativ hohen Tarifabschlüsse in der Industrie haben diesen Trend hin zum Outsourcing verstärkt. Die Verflechtung zwischen Industrie und Tertiärbereich hat entsprechend stark zugenommen. So erklärt es sich, dass die unternehmensorientierten Dienstleister im vergangenen Jahrzehnt stark expandieren konnten. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg hier um fast 50 Prozent.
Auch für das Handwerk ist die Industrie ein wichtiger Auftraggeber – für das Bauhandwerk ebenso wie für viele Zulieferbetriebe aus dem Elektrohandwerk und der Metallverarbeitung. Hier gilt ebenso wie für die unternehmensorientierten Dienstleister: Die wirtschaftlichen Perspektiven werden entscheidend durch die Entwicklung der Industrie bestimmt. Schließlich sichern die in der Industrie erzielten Einkommen zahlreiche Arbeitsplätze: im Handel, bei haushaltsorientierten Dienstleistern, im Gastgewerbe und bei Banken und Versicherungen.
Alles im allem hängen nach Schätzung unserer IHK von jedem Industriearbeitsplatz rund 1,5 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftsbereichen ab. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn wir es zulassen, dass unsere Industrie schrumpft, dann riskieren wir zugleich den Verlust einer beträchtlichen Zahl von Arbeitsplätzen in Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor.
Weitere Standortaufwertung nötig
Es gibt also gute Gründe, so viel Industrie am Standort Deutschland zu halten wie nur möglich. Einer davon ist, dass Länder mit entgegengerichteten Strategien bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht haben –die USA, Großbritannien, Island oder Irland etwa, die jahrelang stark auf die Expansion des Finanzsektors gesetzt haben. Lange Zeit sah es so aus, als würde diese Strategie aufgehen. Doch spätestens seit dem Beginn der Finanzkrise wissen wir, dass es sich um eine Scheinblüte handelte. Heute beneiden uns diese Länder um unsere starke Industrie.
Zu Recht. Denn unsere Unternehmen sind bestens aufgestellt. Und nach den Reformen der vergangenen Jahre ist auch der Industriestandort Deutschland alles in allem konkurrenzfähig. Damit es dabei bleibt, ist – auch mit Blick auf andere Wirtschaftsbereiche - noch einiges nachzubessern: So mangelt es bundesweit an Ingenieuren. Der Bürokratieaufwand ist nach wie vor zu hoch. Das Steuersystem ist zu kompliziert. Das Straßen- und Schienennetz ist – vor allem im Westen Deutschlands – auf vielen Strecken in schlechtem Zustand und überlastet. Es fehlt ein schlüssiges energiepolitisches Konzept, das uns für die Zukunft eine sichere und kostengünstige Energieversorgung gewährleistet. Und: Unser Gesundheitssystem ist teuer und wenig effizient.
Auch im Saarland besteht trotz vieler Fortschritte noch Handlungsbedarf: Die Gewerbesteuerhebesätze sind nach wie vor zu hoch, die Schulen noch nicht gut genug. Bei der Verkehrsanbindung sind weitere Verbesserungen wünschenswert, etwa die weitere Ertüchtigung der ICE-Strecke Paris-Saarbrücken-Frankfurt. Und es hapert noch bei der Erneuerung des Kraftwerkparks, der für die Stromversorgung unserer energieintensiven Industrie so wichtig ist. Bei der Ingenieurausbildung sind wir inzwischen auf einem guten Weg: Die Einrichtung von fünf zusätzlichen Stiftungsprofessuren, die gemeinsam von Landesregierung und Wirtschaft finanziert werden, ist ein wichtiger Schritt, die Verfügbarkeit von Ingenieuren nachhaltig zu verbessern.
Es ist also weiterhin offensives Handeln angezeigt – auf Bundes- wie auf Landesebene. Denn eines ist sicher: Es gibt eine Zeit nach der Krise. Wenn wir uns bis dahin eine gute Startposition gesichert haben, werden wir im Aufschwung erneut ein gutes Rennen machen. Das Qualifying hat begonnen.