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Werte-Kultur

Kolumne
Von IHK-Präsident Dr. Richard Weber

09.10.2014

Auch wenn man es der Wirtschaft gerne unterstellt: Nicht ist unzutreffender als der kernige Ausspruch: „Geschäft ist Geschäft und Moral ist egal“. Gewiss, es gibt auch unschöne Seiten: Astronomische Managergehälter, Preisabsprachen, Steuerhinterziehungen. Einigen wenigen fehlte ganz offensichtlich das, was wir gemeinhin als Wertekanon bezeichnen. Das hat Spuren hinterlassen. Vertrauen ist verloren gegangen. Die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft hat nachgelassen. Manch einer spricht bereits davon, den „ehrbaren Kaufmann“ gebe es nicht mehr.

Meine Erfahrung ist eine andere. Selbst wenn in unserer Gesellschaft auch immer mal wieder der Ellenbogen eingesetzt wird, so ist das noch lange nicht die dominante Verhaltensweise. Viel häufiger anzutreffen ist das ehrenamtliche Engagement. Sei es in Vereinen, Kirchen, gemeinnützigen Organisationen – oder eben in der Wirtschaft.

Doch warum engagieren sich gerade Unternehmer ehrenamtlich? Wollen sie „Weltretter nach Feierabend“ spielen, wie die FAZ das Phänomen einmal beschrieb. Oder ist es der Reiz, neben dem beruflichen Alltag etwas Neues zu machen? Etwa jungen Menschen beim Berufseinstieg zu helfen? Oder ist es der Wunsch, einfach nur Gutes zu tun? Vielleicht ist es auch schlicht die Sehnsucht  nach Sinnstiftung – ein Anker in Zeiten des Wandels.

Sicherlich sind die Motive für gesellschaftliches Engagement sehr vielschichtig. Nur eines glaube ich nicht: Dass sich Unternehmer aus Kalkül oder Berechnung engagieren. Ich glaube: Sie engagieren sich aus innerer Überzeugung! Sie knüpfen damit an eine gute Tradition an, die es bereits seit den Fuggern gibt: Denn von Ausnahmen abgesehen, haben erfolgreiche Unternehmer sich stets auch um das Wohl der Gesellschaft verdient gemacht. Sie haben Verantwortung übernommen - als Sponsoren, Wohltäter oder mit ihrem persönlichen Engagement. Diese gelebte Verantwortung ist wichtiger Teil unserer Werte-Kultur und Grundpfeiler des Unternehmertums. Verantwortungsbereitschaft und Gestaltungskraft, Unternehmergeist und insbesondere das Engagement für das Gemeinwohl sind Tugenden, die im Leitbild des ehrbaren Kaufmanns fest verankert sind – und sie sind es, die Führungspersönlichkeiten und damit erfolgreiches Unternehmertum prägen.

Insbesondere in familiengeführten Unternehmen findet sich diese Werte-Kultur. Hier ist unternehmerisches Engagement gelebte Praxis. Während es früher hieß „Eigentum verpflichtet“, sprechen wir heute  von „Gesamtunternehmerischer Verantwortung (CSR)“. Gemeint ist jedoch stets dasselbe. Wer morgen als Unternehmer lokal oder global erfolgreich sein will, muss sich heute engagieren.

Dieser gesellschaftlichen Verantwortung ist sich die Saarwirtschaft bewusst: Auch in schwierigen Zeiten engagieren sich Unternehmen kreativ dort, wo unsere Gesellschaft vor großen Herausforderungen steht. Vielfach beginnt dieses Engagement  bereits bei der Ausbildung junger Menschen über den eigenen Bedarf hinaus oder mit der familienfreundlichen Ausgestaltung der Arbeitsplätze im Unternehmen. CSR steht also für Unternehmen, die wissen, dass ihr langfristiger Geschäftserfolg unauflöslich mit gesellschaftspolitischer Verantwortung verbunden ist. Und die deswegen Bildung, Umwelt oder Kultur fördern und einen Beitrag dazu leisten wollen, unsere Zukunft lebenswerter zu machen.

All dies ist nicht nur gut für das Funktionieren und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Die Saarwirtschaft selbst erzielt auch echte Mehrwerte: Gesellschaftliches Engagement erleichtert die Kundenbindung und den Gewinn neuer Kunden. Darüber hinaus präsentieren sich engagierte Unternehmen als sympathische, attraktive Arbeitgeber und steigern damit ihre Akzeptanz bei potentiellen Bewerbern. Im Wettbewerb um kluge Köpfe wird dies zunehmend wichtiger. Es verwundert daher nicht, dass vor allem der Mittelstand ein genuines Interesse an einer sozial integrierten, wirtschaftlich und kulturell gut aufgestellten Region hat – mit einem soliden Gemeinwesen als Basis für gesellschaftliche Stabilität und für den eigenen unternehmerischen Erfolg.

Es ist diese gelebte Soziale Marktwirtschaft, die wir gerade im Saarland in so vielen Bereichen täglich erleben können.