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Wir brauchen einen langen Atem

Kolumne
Von IHK-Vizepräsident Wolfgang Herges

19.07.2016

In den letzten Monaten sind viele, gerade auch junge Menschen zu uns ins Saarland gekommen. Sie sind vor Krieg, Gewalt und Armut in ihren Heimatländern geflüchtet und ihnen wird die gebotene Solidarität nicht verweigert und Schutz vor Verfolgung geboten. Die Flüchtlinge kommen in ein Land, das selbst ein massives demografisches Problem hat – in dem Ökonomen bereits seit längerem eine stärkere Zuwanderung fordern, um das Altern und auch Schrumpfen unserer Gesellschaft auszugleichen.
Ist die Einwanderung von Flüchtlingen nun also die Lösung unseres Demographie-Problems? Da sollten wir realistisch bleiben. Mittelfristig kann ein Teil von ihnen sicherlich dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzumildern. Wir sollten uns aber nicht einreden, mit ihnen sei kurzfristig die Lücke zu füllen, die wir auf dem Fachkräftemarkt schließen müssen. Die Gründe dafür sind vielfältig: neben mangelnden Sprachkenntnissen sind es auch fehlende Kenntnisse über den Ausbildungsmarkt in Deutschland und kulturelle Unterschiede.
Ja, es dauert lange, bis ein Flüchtling integriert ist. Es ist ein unbequemer Weg, der viel Geduld, Arbeit und Kraft kostet. Zwischen fünf und zehn Jahre muss man dafür rechnen. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass nach einem Jahr nur zehn Prozent in den Arbeitsmarkt integriert sind, nach fünf Jahren 50 Prozent und 70 Prozent nach zehn Jahren. Von Vorteil ist, dass mehr als die Hälfte  der Flüchtlinge unter 25 sind; von Vorteil deswegen, weil man hier noch mit der Schulbildung ansetzen kann (und muss).
Denn diese ist neben den unabdingbaren Sprachkenntnissen die Voraussetzung für eine berufliche Ausbildung – und die wiederum das Eintrittsticket in den Arbeitsmarkt.
Ausbildung und Arbeit sind ganz entscheidende Faktoren bei der sozialen Integration. Nur eine unabhängige Einkommenssicherung macht frei von staatlicher Alimentierung -  und das ist, egal ob Flüchtling oder nicht,  elementar wichtig für das Selbstwert-, aber auch Zugehörigkeitsgefühl. Ausbildung ist, ebenso wie hinreichende Sprachkompetenz, ein ganz wesentliches Integrationsinstrument für Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Und eben diese Integration ist alternativlos, wenn wir das Entstehen von Parallelwelten verhindern wollen. Die saarländischen Unternehmen stellen sich bei der Bewältigung dieser Aufgabe in hervorragender Weise ihrer unternehmerischen und gesellschaftlichen Verantwortung. Und es sind auch künftig noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Dabei zähle ich weiter auf Ihr Engagement!